Studenten-Leben Elende Gleichmacherei

Fakultätskarrieretag, das klingt erst mal wichtig. Doch bisher fanden die Pavillons rund um die Uni, in denen sich Großkanzleien, Wirtschaftsprüfer und Co. an diesem Tag präsentieren, kaum Beachtung. Deshalb wollten die Veranstalter dieses Mal ein bisschen Wettkampf in die Sache bringen. Auf einer Facebookseite riefen sie Studenten auf, ihren Lebenslauf hochzuladen, die Besten sollten einen Gesprächstermin am Karrieretag bekommen. Und zu den Besten wollte natürlich jeder zählen, also schnell den Lebenslauf ins Netz stellen und dann angeben mit zehn, 15, 20 persönlichen Einladungen.

Dass es sich bei so vielen Rückmeldungen kaum um persönliche Gesprächstermine handeln kann, wollte keiner wissen. Der Fakultätskarrieretag wurde tatsächlich das brisanteste Thema, manch einer sah sich schon als Junior-Partner einer Kanzlei, alle bügelten schnell ihre Klamotten auf und stiefelten dann overdressed gen Pavillonwiese. Und da kam dann die bittere Enttäuschung. An den Ständen wusste keiner, wer sie waren. Alle wurden freundlich behandelt, und das war für sie ja das Schlimme, weil alle gleich behandelt wurden.

Ein Händeschütteln, ein Flyer, ein Lächeln - und tschüss. Vor lauter Frust stürzten sie sich nun auf das, was noch zu bekommen war, deckten sich für die Semester bis zum Examen ein mit Blöcken, Kugelschreibern und Textmarkern. Als ich das erfuhr, bin ich auch vorbeigegangen und habe für mein Bad ein Quietscheentchen ergattert. Die Seite mit dem Logo des Unternehmens ist zur Wand gedreht.

(RP)
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