Studentenleben Eine Gebrauchsanweisung fürs Studium

Durch die Prüfung gefallen, ein Misanthrop als Dozent oder die Seminararbeit zwei Minuten zu spät in den Briefkasten eingeworfen? Gelegentlich werden Studierende vor Herausforderungen gestellt, die zu Studienbeginn noch nicht absehbar waren. Die im ersten Semester verteilten Modulpläne erinnern an Stundenpläne aus der Schule und beruhigen jeden Studienanfänger: Mach Dir keine Sorgen, es ist alles durchgeplant. Erst die Grundlagen, dann die Vertiefungen, einige Extras und schließlich der Abschluss - die Reihenfolge der einzelnen Studiums-Bausteine ist bereits festgelegt, die Dauer des Studiums ebenfalls. Und doch stehen wir in der Realität nicht immer genau dort, wo wir uns gerade laut Verlaufsplan befinden sollten: Plötzlich muss der eine im fünften Semester zum zweiten Mal die Erstsemestervorlesungen besuchen, während der andere mühelos den Stoff zweier Semester in einem unterbringt. Dazu kommen die persönlichen Anliegen: Sie studiert auf Lehramt und stellt bei ihrem ersten Praktikum in einer Schule fest, dass "Kinder total nervig sind". Er vertieft sich begeistert in die Arbeit beim Uni-Radio und stellt das Studium erst einmal hinten an. Und eine ganze Lerngruppe traut sich erst nach zwei Jahren Studium zu sagen: Das hier ist eigentlich gar nichts für uns.

Vom idealtypischen Ablauf aus dem Studienverlaufsplan haben sie sich damit bereits abgewandt. Dabei ist der Plan eigentlich ein nettes Angebot, eine vorgefertigte Gebrauchsanweisung für das Studium. Für manche ist das genau das Richtige. Doch der Plan verleitet teilweise auch dazu, sich einfach seinem Schicksal zu ergeben. Nicht aus Freude am Studienfach, sondern aus Pflichtgefühl schlurft man von einer Vorlesung in die nächste und hakt ein Modul nach dem anderen ab, während der Erstsemester-Enthusiasmus immer weiter abnimmt.

Den Mut, etwas Neues zu beginnen, bringt man nicht auf. Und irgendwann geht die eigene Motivation nicht mehr auf das Studienfach zurück, sondern auf den Leitspruch "Was du angefangen hast, musst du auch zu Ende bringen". Vielleicht sollte der Studienverlaufsplan daher um eine Fußnote ergänzt werden: Bitte überprüfen Sie in Ihrem eigenen Interesse regelmäßig, ob dieses Studium das richtige für Sie ist!

(RP)
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