Die Holz-Profis

Festen Boden hat Patrick Felser selten unter den Füßen. Als angehender Zimmerer ist der 22-Jährige stattdessen häufig auf den Dächern der Stadt unterwegs. "Da muss man schon schwindelfrei sein", sagt der Krefelder, der in der Zimmerei Simon Söte seine Ausbildung absolviert. Er hat sich an die Arbeit in der Höhe schnell gewöhnt. "Am besten gefällt mir das Richten", sagt er.

Tatsächlich ist der Zimmerer die erste Adresse, wenn es um die Umgestaltung von Dachgeschossen geht. Aber auch der Bau von Massivholztreppen, die Wärmedämmung an Fassade, Wand und Dach gehören zum Alltag des Zimmerers. Sie stellen Außenwand-Bekleidungen her, sorgen für deren Hinterlüftung und bauen Dämmstoffe für den Wärme-, Kälte-, Schall- und Brandschutz ein. Und auch im Neubau sind Zimmerer immer mehr gefragt: Gerne greifen Architekten für neue Wohnhäuser, Kindergärten, Schulen und im Gewerbebau heute wieder auf den Baustoff Holz zurück. Aber auch bei Ingenieurbauwerken – etwa bei Brücken – kommen Zimmerer zum Einsatz.

In ihrer dreijährigen Ausbildung lernen die angehenden Zimmerer, Baupläne auszuwerten und Computerzeichnungen sowie Skizzen zu lesen und anzufertigen – aber auch den Umgang mit den CNC-gesteuerten Abbundmaschinen. Und natürlich sind klassische Zimmermannswerkzeuge wie Lot, Winkel, Wasserwaage, Hobel, Bohr- und Stemmgerät sowie Hebebühnen auf jeder Baustelle unverzichtbares Arbeitsgerät. Theorie und Praxis gehen also Hand in Hand.

Messen in allen Formen, vom Aufmaß bis zur Endkontrolle, und exakte Handarbeit sind das "A und O" der Zimmerer-Tätigkeit. "Mathe ist in diesem Beruf wichtig", sagt Ausbilder Simon Söte, der jedes Jahr einen neuen Auszubildenden einstellt. Ansonsten spiele das Zeugnis von Bewerbern aber eine untergeordnete Rolle. "Die jungen Leute müssen vor allem ins Team passen", sagt Söte. Denn wer zusammen auf dem Dach in luftiger Höhe unterwegs ist, muss aufeinander vertrauen können. "Ohne Team geht im Zimmerer-Beruf gar nichts", sagt Söte.

Außerdem sollten Bewerber ein gutes Augenmaß, ausgeprägte Handfertigkeit sowie räumliches Vorstellungsvermögen mitbringen und sich auf einen körperlich anstrengenden Arbeitsalltag einstellen. "Wir arbeiten bei Wind und Wetter", sagt Ausbilder Söte, "egal, ob es minus zehn oder plus 40 Grad sind." Zudem müssten Zimmerer jede Menge Material bewegen. "Da kommen schon einmal 2,5 bis drei Tonnen in einer Woche zusammen", sagt Söte, "das ist harte Arbeit."

Über schrumpfende Bewerberzahlen kann sich Söte nicht beschweren. "Wir bekommen viele Anfragen aus ganz Deutschland", sagt er. Allerdings nutzten immer mehr Abiturienten die Ausbildung als Sprungbrett für ein Studium. "Wer Architekt oder Bauingenieur werden will, schafft sich mit der Zimmerer-Ausbildung eine gute Grundlage", sagt Söte. Allerdings führe das auch dazu, dass es im Zimmerer-Handwerk immer deutlicher zu einem Nachwuchsproblem und damit einem Fachkräftemangel komme.

Auch für Frauen wird der Zimmerer-Beruf immer attraktiver. Jeder zehnte Lehrling in diesem uralten Handwerksberuf ist heute weiblich. Man sieht Zimmerinnen heute regelmäßig am Einsatzort wie auch auf der traditionellen "Walz".

Angehende Zimmerer verdienen im dritten Lehrjahr 1227 Euro monatlich. Im Kammerbezirk Düsseldorf lernen derzeit 73 Auszubildende den Beruf des Zimmerers.

(RP)
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