Comeback nach zehn Jahren Der Mediziner-Test kehrt zurück

Düsseldorf (RP). Er war für Generationen von Abiturienten die letzte Hürde vor dem Einstieg in ihr Traumfach: der Test für Medizinische Studiengänge (TMS). Nach seiner Abschaffung 1997 erlebt er nun ein Comeback.

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Ist ein Top-Abiturient mit einem Notendurchschnitt im Einser-Bereich fähig, ein Medizinstudium zu absolvieren? Um die Eignung der Studienplatzanwärter zu erfassen, wurde 1978 im Auftrag der Kultusministerkonferenz der Länder der Test für Medizinische Studiengänge (TMS) entwickelt.

Dieser verbindliche Test prüfte nicht nur spezifisch Fähigkeiten, die für die Bewältigung der Anforderungen des Studiengangs medizinischer Studiengänge essentiell sind: Er war auch als Instrument gedacht, um Unterschiede zwischen den Bewerbern aufgrund ihres Bildungswegs oder Geschlechts auszugleichen und die Chancengleichheit zu erhöhen.

Tausende stellten sich

Tausende mussten sich während der 80er und 90er Jahre dem TMS stellen, bis die Prozedur 1997 angesichts sinkender Studienbewerberzahlen und organisatorischer Kosten in Millionenhöhe bundesweit eingestellt wurde. Heute übersteigt die Zahl der Studienplatzbewerber das Angebot wieder bei weitem. Das Studium der Human- oder Zahnmedizin bleibt ungebrochen attraktiv.

Allerdings hat sich nach der Reform des Auswahlverfahrens im Jahr 2004 die Verantwortung für die Bewerberkür von der Dortmunder Zentralstelle zur Vergabe von Studienplätzen (ZVS) auf die Universitäten verlagert. Dort können die Fakultäten in bundesweiten Numerus Clausus-Fächern anstatt ehemals 24 Prozent ganze 60 Prozent der Bewerber für das erste Semester selbst auswählen. Die restlichen Studienplätze werden weiter von der ZVS nach Abiturnote und Wartezeit verteilt.

Nachdem die Universität Leipzig zum vergangenen Wintersemester erstmals wieder ein eigenes Auswahlverfahren veranstaltete, feiert der Mediziner-Test in Baden-Württemberg zum Wintersemester 2007/2008 seine Auferstehung: Die Universitäten in Freiburg, Heidelberg, Mannheim, Tübingen und Ulm setzen neben der Allgemeinen Hochschulreife auf den TMS als Auswahlkriterium für die Vergabe der begehrten Studienplätze.

Neue Prüfungsunterlagen

Entwickelt werden die neuen Prüfungsunterlagen von der Bonner ITB Consulting GmbH, dem vormaligen Institut für Test- und Begabungsforschung, deren Experten auch für die alten Medizinertests federführend waren. Die genaue Gewichtung des Testergebnisses legt jede Universität selbst fest, wobei die Abiturnote laut Gesetzgeber zu mindestens 51 Prozent in das Ergebnis einzugehen hat. Dabei sind die medizinischen Fakultäten ebenfalls gezwungen, mindestens zwei weitere Kriterien für die Bildung der Bewerberrangliste zu berücksichtigen, zum Beispiel eine abgeschlossene Ausbildung oder Tätigkeit in einem fachnahen Beruf oder andere besondere Vorbildungen und außerschulische Leistungen.

Im Gegensatz zu einst ist die Teilnahme am TMS freiwillig und lohnt sich vor allem für jene Studierwilligen, deren Abiturnote im Grenzbereich des Numerus Clausus liegt - der Zone, in der die Verbesserung um einige Zehntelpunkte über Studienbeginn oder Wartezeit entscheiden kann. Entsprechend argwöhnen Kritiker, dass das Testergebnis nur die Reihenfolge unter den Spitzenkandidaten verändert. Kann die Persönlichkeit hinter den Zahlen überhaupt durch das gängige Testverfahren erfasst werden? Rufe nach einem aufwändigeren Auswahlsystem werden laut, mit dem die Eignung aufgrund individueller Fähigkeiten und Interessen erfasst wird, damit man Begabten mit im TMS unterrepräsentierten Talenten nicht die berufliche Zukunft verbaut.

Denkbar wäre zum Beispiel eine individuelle Auswahl der Erstsemester in Bewerbungsgesprächen. Während die Diskussion unverändert anhält, füllen die Scharen der Studienbewerber bereits die Testlokale. Sie entrichten vor der rund neunstündigen Prozedur bereitwillig die Teilnahmegebühr von 50 Euro. Ein kleiner Vorgeschmack auf 500 Euro allgemeine Studiengebühren pro Semester, die in Baden-Württemberg erhoben werden.

Was verlangt wird

Der TMS prüft unter Zeitdruck Konzentrationsvermögen, Textverständnis, räumliches Denken und Auffassungsgabe der Teilnehmer. Die geprüften Fähigkeiten sind das Ergebnis langer Entwicklungsprozesse und daher kurzfristig kaum trainierbar. Daher ist fraglich, ob die Erfolgschancen über Vorbereitungskurse kommerzieller Anbieter gesteigert werden können.

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