Intelligenzforscher James Robert Flynn "Der IQ sagt wenig über Intelligenz aus"

München · Der Intelligenzforscher James Robert Flynn sieht im zunehmenden Anstieg des durchschnittlichen Wertes des Intelligenzquotienten eine dramatische gesellschaftliche Veränderung. Der sagt seiner Meinung nach wenig über die tatsächliche Intelligenz aus.

Noch vor hundert Jahren habe der Durchschnittswert bei 70 gelegen, sagte Flynn dem Münchner Magazin "Focus". Das entspreche derzeit der Grenze zur geistigen Behinderung. Der 70-Jährige kommt deshalb zu dem Schluss: "Offensichtlich sagt der IQ wenig über die Intelligenz eines Menschen aus."

Die Vorfahren seien keineswegs weniger intelligent gewesen, betonte Flynn. Vielmehr hätten sie rein praktisch gedacht, während nun abstrakte Denk-Kategorien im Alltag eine immer größere Rolle spielten.

An die neuen Anforderungen "musste sich unser Gehirn anpassen", so der US-Amerikaner, der in Neuseeland lebt. Flynn lehrte an der Universität Dunedin und fand heraus, dass die IQ-Tests in den Industrieländern von Generation zu Generation besser ausfallen. Dieses Phänomen wurde als Flynn-Effekt bekannt.

In jüngerer Zeit wird laut dem Magazin auch in Entwicklungs- und Schwellenländern ein IQ-Anstieg gemessen. "Überall, wo moderne Lebensformen Fuß fassen, steigt der IQ", sagte der Forscher. Flynn analysiert den nach ihm benannten Effekt seit mehreren Jahrzehnten und fasste seine Erkenntnisse in seinem kürzlich erschienenen Buch "Are we getting smarter?" (Werden wir schlauer?) zusammen.

(KNA)
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