Noch zehn Jahre Bulmahn: Deutschlands Fachkräfte sterben aus

Würzburg (rpo). Bundesbildungsministerin Edelgard Bulmahn (SPD) befürchtet einen dramatischen Fachkräftemangel in Deutschland. In zehn bis 15 Jahren fehlen ihrer Meinung nach rund 3,5 Millionen qualifizierte Fachkräfte. Ein Mangel in dieser Größenordnung würde die Leistungs- und Wettbewerbsfähigkeit der Wirtschaft in Deutschland erheblich bedrohen, mahnte die Ministerin.

Sorgen macht Bulmahn neben der immer stärker alternden Gesellschaft auch der deutliche Rückgang der neu abgeschlossenen Ausbildungsverträge in den letzten Jahren. Ein wichtiger Grund für die aktuelle rechnerische Lücke zwischen Bewerbern und offenen Lehrstellen von gut 30.000 sei, dass fast die Hälfte aller ausbildungsfähigen Unternehmen mit mehr als zehn Beschäftigten keine Lehrlinge mehr einstelle.

"Wenn aber zu viele Unternehmen ihrer Ausbildungsverantwortung nicht nachkommen, dann entzieht sich das duale Ausbildungssystem seine eigene Existenzgrundlage", erklärte die Ministerin warnend. Bereits heute gebe es in Deutschland im Vergleich zu anderen Gesellschaften zu wenig Selbstständige. Durch eine Reform des dualen Bildungssystems müsse die berufliche Ausbildung wieder attraktiver werden, sagte Bulmahn.

Das Ziel des Mitte Juni geschlossenen Ausbildungspaktes zwischen Wirtschaft und Bundesregierung, um eine Trendumkehr auf dem Ausbildungsmarkt zu erreichen, sei bisher noch nicht erreicht, räumte sie ein. Mit dem Nationalen Pakt für Ausbildung hat die Wirtschaft verbindlich zum Ziel erklärt, innerhalb von drei Jahren im Jahresdurchschnitt 30.000 neue Ausbildungsplätze bereitzustellen. Ziel der freiwilligen Vereinbarung ist es, allen ausbildungswilligen und fähigen jungen Menschen "ein Angebot auf Ausbildung zu unterbreiten". Im Gegenzug verzichtete die Bundesregierung auf die angedrohte Ausbildungsplatzabgabe.

Im Ausbildungspakt sagten die die Unternehmen zudem jährlich 25.000 Plätze für die betriebliche Einstiegsqualifizierung zu. Die Bundesagentur unterstützt diese Maßnahme finanziell durch einen Unterhaltszuschuss für die Jugendlichen.

"Ausbildungspakt zeigt erste Wirkung"

Bulmahn erklärte, der Ausbildungspakt zeige in diesem Jahr bereits erste Wirkung: Industrie- und Handelskammern meldeten im Vergleich zum Vorjahr einen Zuwachs von rund 13.000 Lehrstellen . Zum Beginn des Ausbildungsjahres Ende September seien aber noch immer zahlreiche junge Menschen ohne Ausbildungsplatz gewesen. "Deshalb kommt es jetzt darauf an, alle Kräfte auf die Nachvermittlung zu konzentrieren", sagte die Ministerin. Hoffnungen setzt Bulmahn dabei nach eigenen Angaben auf die neuen Instrumente wie die so genannten Kompetenzchecks, bei denen die Fähigkeiten und Defizite von Jugendlichen überprüft werden, die bei der Lehrstellensuche bisher leer ausgingen. "Eine bessere Nachvermittlung erhoffe ich mir auch durch die im Ausbildungspakt vereinbarte engere Zusammenarbeit von Kammern und Arbeitsagenturen vor Ort", sagte Bulmahn.

(ap)
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