Studenten-Leben Bohren, hämmern, sägen - da wird der Professor wütend

Lebenserfahrung ist bei uns ein großes Thema. "Es liegt nicht außerhalb der allgemeinen Lebenserfahrung, dass A versucht auszuweichen, wenn B in Tötungsabsicht auf ihn zurast", heißt es dann. Zugegeben, über die Aussagekraft solcher Sätze lässt sich streiten. Umso spannender aber, dass einige unserer Lehrenden sich offenbar schwertun, ganz alltägliche Zusammenhänge herzustellen. Lange pochten sie darauf, dass die Uni renoviert wird. Doch dass Baustelle auch Baustellenlärm bedeutet, hatten sie wohl nicht vorausgesehen.

Besonders ein Professor fühlte sich fortan von den Bohrgeräuschen, dem Hämmern und Sägen im Nachbarraum persönlich beleidigt. Jede Woche dasselbe Spiel. Der Hörsaal bis zum letzten Platz gefüllt- wer will es sich schon entgehen lassen, wenn ein Professor eine menschliche Seite zeigt? Und nie wurden wir enttäuscht. Das Bohren begann meist nach den ersten Minuten, stoppte wie durch Magie, wenn er ärgerlich abbrach, und begann wieder, wenn auch er den Faden wieder aufnahm. Ein wütender Anruf ans Sekretariat, Salven von Entschuldigungen uns gegenüber.

Und nach mehrfachem Zurufen und Klopfen der Gang nach nebenan, mit puterrotem Kopf und einem Kommilitonen im Schlepptau, um gleich ein "Opfer dieses Unsinns" vorführen zu können. Gebracht hat das nichts. Also beschloss der Professor, die Vorlesung ins Nebengebäude zu verlegen. Der Klügere gibt schließlich nach. Das hatte sich auch der Dekan gedacht, der den Bauleiter bat, seine Leute doch erst mal woanders bohren zu lassen. So wurden wir wieder Nachbarn.

(RP)
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