Neue Serie Bildung für alle

Düsseldorf · Neulich sprach ich mit einer engagierten Grundschullehrerin aus Düsseldorf, einer Pädagogin aus Überzeugung. Bildung ist ihr Alltag. 35 Schüler betreue sie inzwischen, sagte sie. Es würden immer mehr. Erst der inklusive Unterricht, jetzt die Flüchtlingskinder.

Bildung: Neue RP-Serie startet
Foto: Ferl

"Eine kleine Fabrik. Dabei würde ich gerne Zeit für die Stärken und Schwächen der Kinder aufwenden. Aber ich schaffe es nicht", sagte sie. Eine optimale Betreuung, eine individuelle Lernatmosphäre? Unmöglich. Nicht zu schaffen.

 RP-Chefredakteur Michael Bröcker stellt die neue Bildungsserie vor.

RP-Chefredakteur Michael Bröcker stellt die neue Bildungsserie vor.

Foto: Phil Ninh

"Wir schaffen das" — so lautet die immer stärker in Zweifel gezogene Losung der Kanzlerin in der Flüchtlingsfrage. Nur: Ob die Ankommenden zu Akzeptierten werden, ist eine Frage an das Bildungssystem. Integration heißt Bildung. Nach der Erstunterkunft kommt die Schule. Also ist doch die Frage: Schaffen wir Bildung für alle?

Rund 400.000 zusätzliche junge Menschen müssen in Grundsätzlichem geschult werden, von der deutschen Sprache bis zum deutschen Recht. Vom Alphabet bis zum "Zauberlehrling". Herkules lässt grüßen. Ein Stresstest für ein System, das an vielen Stellen noch entrümpelt, entstaubt und modernisiert werden muss. Deutschland braucht aber schnell Tausende neue Lehrer, Quereinsteiger, Psychologen, Sozialarbeiter.

Es braucht Flexibilität, neue Formate, mehr Geld. Die Frage, ob unser Bildungssystem die Integration der Neuen schaffen kann, können wir nur beantworten, wenn wir das Bildungssystem dazu ermächtigen. Wo stehen wir eigentlich 15 Jahre nach dem Kulturschock für die Kulturnation, als eine Studie mit dem Buchstabenkürzel Pisa Goethes Erben zu Bildungsverlierern abstempelte?

Um diese Fragen zu beantworten und die Flüchtlingsdebatte in die Langfristigkeit zu lenken, die sie verdient hat, startet die Rheinische Post unter Federführung ihres Bildungsexperten Frank Vollmer die Serie "Bildung für alle". Darin beleuchten wir die Chancen der Digitalisierung und die Risiken des Föderalismus. Wir fragen nach dem Gymnasium der Zukunft und den Lehren aus den Debatten der Vergangenheit.

Wir wollen wissen, ob die duale Ausbildung in der Krise helfen kann und wie lange gemeinsames Lernen sinnvoll ist. Zum Auftakt schreibt der promovierte Physiker, Bildungsexperte und Ex-Chef von McKinsey Deutschland, Jürgen Kluge, eine Bestandsaufnahme.

Ich wünsche aufschlussreiche Lektüre.

(brö)
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