Kultusministerkonferenz lehnt Vorschlag ab "Bild": Politiker für Verkürzung der Sommerferien
Hamburg (rpo). Sechseinhalb Wochen Sommerferien, da lacht das Schülerherz. Nicht so bei Politikern. Der Vorschlag aus Baden-Württemberg, die längsten Ferien des Schuljahres zu verkürzen, findet offenbar auch im Bundestag Unterstützung, allerdings nicht bei der Kultusministerkonferenz.
<P>Hamburg (rpo). Sechseinhalb Wochen Sommerferien, da lacht das Schülerherz. Nicht so bei Politikern. Der Vorschlag aus Baden-Württemberg, die längsten Ferien des Schuljahres zu verkürzen, findet offenbar auch im Bundestag Unterstützung, allerdings nicht bei der Kultusministerkonferenz.
Es gebe keine entsprechenden Überlegungen, sagte der Sprecher der KMK-Präsidentin und hessischen Kultusministerin Karin Wolff (CDU), Rolf Hörnig, am Montag der Nachrichtenagentur AP.
Aus der Kultusministerkonferenz in Bonn hieß es, die Forderung nach kürzeren Ferien laufe tendenziell gegen die Interessen der Wirtschaft. Die Tourismusindustrie habe sich ja gerade erst darum bemüht, die Ferientermine wieder zu entzerren und die Gesamtdauer der Sommerferien in Deutschland zu verlängern.
Die FDP-Wirtschafts- und Verbraucherexpertin Gudrun Kopp hatte in der "Bild"-Zeitung mehr Betreuung an den Schulen während der Ferienzeit verlangt. Zuvor hatte der CDU-Fraktionsvorsitzende im baden-württembergischen Landtag, Günther Oettinger, gefordert, die Sommerferien auf vier Wochen zu verkürzen. In der verbleibenden Zeit sollten die Schulen Freizeitangebote machen und eine Nacharbeit des Unterrichtsstoffes ermöglichen.
Der Vorsitzende des Tourismusausschusses des Bundestages, Ernst Hinsken (CSU), warnte vor chaotischen Verkehrsverhältnissen bei kürzeren Sommerferien. Mit besseren Bildungschancen bei Schülern könnten solche Vorschläge nicht begründet werden. In Finnland, das bei der Bildungsstudie PISA am besten abgeschnitten hatte, seien die Schulen im vergangenen Sommer sogar rund zweieinhalb Monate geschlossen geblieben.
Lehrerverbände kritisierten vor allem Forderungen, die Sommerferien zu Gunsten von mehr Betreuung zu kürzen. Für die individuelle Betreuung von Schülern sei weder ausreichend Personal noch geeignetes Arbeitsmaterial vorhanden, sagte der stellvertretende Vorsitzende der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft, Norbert Hocke, in einem AP-Gespräch. Hocke kritisierte, dass entsprechende Vorschläge gemacht worden seien, ohne mit Eltern und Lehrern zu reden.
Auch der Deutsche Lehrerverband lehnt die Forderungen ab. Es sei sinnvoll, wenn Schüler einmal sechs Wochen lang durchhängen könnten, erklärte der Verbandsvorsitzende Josef Kraus. Bei der Betreuung gebe es vernünftigere Freizeitangebote der Kommunen. Stattdessen sollten sich Politiker Gedanken darüber machen, ihre eigenen Ferien zu verkürzen, um den Reformstau abzuarbeiten.