Studieren im Ausland Austauschsemester sind beliebt

Bonn/Münster (RPO). Für viele Studierende gehört ein Austauschsemester zu den Höhepunkten des Studiums. In Europa gibt es kaum ein Land, in dem deutsche Studenten nicht die Hochschulbank drücken. An der Spitze der Austauschländer steht noch immer das Vereinigte Königreich.

Auch exotische Ziele erfreuen sich immer größerer Beliebtheit. Sinologie im chinesischen Chengdu, Meeresbiologie am Bangsaen Institute of Marine Science in Thailand, vertiefende Studien in Hindi und Sanskrit an der einzigen tibetischen Universität in Indien - das sind nur einige Beispiele. Bei Ramon Tissler, der mit seiner Firma „College Contact“ Deutschen den Weg ins Ausland ebnet, sind dagegen die USA weiterhin Zielland Nummer eins.

Nach Tisslers Erfahrung ist es nicht so, dass keine Studierenden in andere Länder gehen wollen. „Aber die Prüfungsämter wissen oft nicht über die Güte der Unis in exotischeren Ländern Bescheid und erschweren es den Studierenden, die Scheine anerkannt zu bekommen.“

Doppelabschluss

Eine Alternative sind Studiengänge mit Doppelabschluss, bei denen in zwei Ländern studiert wird. „Die RWTH in Aachen bietet einen Doppel-Master für Ingenieure mit der ersten Uni Chinas an“, sagt Susanne Otte, China-Referentin beim Deutschen Akademischen Austauschdienst (DAAD) in Bonn. Nach ihrer Meinung würden sich noch viel mehr deutsche Studierende sich Richtung China aufmachen, gäbe es dort mehr englischsprachige Studiengänge.

Der Zugang ist in China nicht schwieriger als anderswo, und neben der Auslandserfahrung bringt eine Zeit dort noch zahlreiche andere Vorteile mit sich - vor allem in Hinblick auf den ersten Job nach dem Abschluss. „Interkulturelle Kompetenzen werden in Zukunft immer wichtiger“, sagt Thomas Friedenberger vom Staufenbiel-Institut in Köln - auch und gerade Erfahrung in Asien. Viele Deutsche, die den Schritt nach Fernost gewagt haben, wollen laut Otte einige Jahre dort arbeiten oder ganz bleiben. „China ist schon jetzt eine ungeheuere wirtschaftliche Macht, in der es viele interessante Jobs gibt.“

Trimester in Skandinavien

Ramon Tissler hat bei vielen Bewerbern für ungewöhnliche Staaten eine Affinität zu den Ländern ausgemacht: „Die Leute haben meist schon etwas mit dem Land zu tun gehabt, haben Verwandte dort oder studieren die Sprache.“ So ging es auch Annekaryn Tiele, die ein Trimester lang im schwedischen Örebro Scheine für ihr kommunikationswissenschaftliches Studium gemacht hat.

„Mich hat die Möglichkeit motiviert, ein Trimester zu belegen und somit hier nichts zu verpassen“, sagt sie. Ein paar Brocken Schwedisch konnte sie schon, vor der Reise hat sie einen Sprachkurs belegt. „Das Studium war auf Englisch, aber ich habe auch einen Kurs Schwedisch an der Uni belegt und einen zur schwedischen Kultur.“

Enken Hassold hat fast ihr gesamtes Studium der Umweltbiologie in Dänemark absolviert. „Ich wollte ein anderes Land in Europa näher kennen lernen, aber eben nicht Frankreich, England oder Spanien“, sagt sie. Als Au-Pair war sie erst dort, hat Dänisch gelernt, den obligatorischen Sprachtest vor dem Studium bestanden und dann ihren Bachelor of Science gemacht. Die beiden Frauen würden jederzeit wieder ins Ausland gehen. Sie sind in guter Gesellschaft: 62.200 Studierende waren laut einer Studie des Bundesbildungsministeriums im Jahr 2003 im Ausland eingeschrieben. Und die Zahl steigt stetig.

(chk)