Autoren beklagte überalterte Lehrerschaft Auch OECD-Studie stellt Schulen schlechtes Zeugnis aus

München (rpo). Schon die Pisa-Studie war kein Ruhmesblatt für die deutsche Bildung, jetzt gibt es erneut ein vernichtendes Ergebnis. In einer Studie für die OECD beklagen die Autoren vor allem, dass viel zu wenig junge Lehrer eingestellt würden. Die Kultusministerkonferenz (KMK) will die Studie erst im Herbst veröffentlichen.

Die Autoren des Gutachtens, aus dem die "Süddeutsche Zeitung" ausführlich zitierte, bemängeln aber auch die Aus- und Fortbildung der Lehrer. Zudem stellen sie deren Beamtenstatus in Frage.

Die Kultusministerkonferenz (KMK) kündigte eine Veröffentlichung der Studie für den Herbst an. Schließlich liege sie offiziell noch gar nicht vor und werde zurzeit noch mit den betroffenen Ländern abgestimmt, sagte KMK-Generalsekretär Erich Thies der AP. Er verwahrte sich zugleich gegen die Darstellung, die Kultusminister würden die Veröffentlichung der Studie verschleppen. Diese enthalte im Übrigen auch keine neuen Erkenntnisse, sagte Thies. Dass die deutsche Lehrerschaft überaltert sei, sei ja bekannt. Nach Fertigstellung der Expertise werde sie im September auf einer Pressekonferenz vorgestellt, zudem sei für nächstes Frühjahr eine Fachtagung dazu geplant.

Vernichtendes Ergebnis

Nach dem Zeitungsbericht kommen die fünf Autoren des Gutachtens zu einem nahezu vernichtenden Ergebnis: Die deutsche Lehrerschaft sei überaltert, pädagogisch schlecht ausgebildet, und es gebe zu wenig Anreize für einen packenden Unterricht. Die Fachleute hatten im September 2003 Schulen in Baden-Württemberg, Brandenburg, Hamburg und Nordrhein-Westfalen besucht. Ihr Auftraggeber, die OECD mit Sitz in Paris, hatte auch die Pisa-Studie vom Dezember 2001 koordiniert.

Im Gegensatz zur KMK wertet der Fachmann für Lehrerbildung an der Universität Münster, Ewald Terhart, den Bericht als eine "sehr gute und tiefgehende Analyse". Die deutschen Ergebnisse sollen in eine internationale Studie über insgesamt 25 Länder einfließen, die Grundlage einer Art "Pisa für Lehrer" sein soll.

Nach der Untersuchung sind die Lehrer nirgendwo in Europa so alt wie in Deutschland. Jetzt räche sich, dass die Länder immer nur nach dem momentanen Bedarf eingestellt hätten. Dadurch fehle der "frische Wind", den junge Pädagogen sonst in eine Schule brächten. Weiter rügten die OECD-Fachleute die von Land zu Land völlige unterschiedliche Ausbildung.

Regelmäßige Begutachtung der Lehrer gefordert

Lehrer lernten zwar lange und seien fachlich gut ausgebildet. Es hapere aber an Didaktik und Pädagogik. "Anfänger sind im Schnitt 32 Jahre alt und hochgradig geprüft", sagte Experte Terhart der Zeitung, "und danach kommt nichts mehr". Weiterbildung gehört nicht zu den Pflichtaufgaben der Pädagogen. Deutsche Lehrer würden praktisch nur nach Berufsjahren befördert und hätten kaum Anreize, ihre Fähigkeiten in Frage zu stellen sowie Lehrtechniken zu verbessern.

Weil das System aber so starr sei, könnten Schulen und Lehrer nicht auf die Bedürfnisse der Schüler eingehen. Obwohl sie OECD-weit zu den am besten bezahlten Pädagogen gehörten, seien deutsche Lehrer mit ihrem Job eher unzufrieden. Den deutschen Kultusministern empfahlen die Autoren der Studie, Standards zu entwickeln, die beschreiben, was Lehrer können müssten. Sie sollten von einem Team aus Kollegen, Schulleitern und externen Fachleuten regelmäßig begutachtet werden. Schlechte Pädagogen müssten die Schule verlassen oder Stellen annehmen, bei denen sie nicht unterrichten müssten.

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