Zu viele Interessenten Ansturm auf Praktika bei der EU

Brüssel · Brüssel, das Herz Europas, zieht Praktikanten aus aller Welt an. Praktika bei den Institutionen der Europäischen Union sind begehrt. Frühzeitig bewerben muss sich daher jeder, der bei der EU arbeiten will.

Die Bewerbung: Werbung in eigener Sache
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Foto: AP

Praktika werden von fast jeder Institution angeboten. Meistens wird allerdings ein Hochschulabschluss verlangt. Bei der EU-Kommission gibt es fünfmonatige Stellen, die immer im März und Oktober beginnen. Hospitanten organisieren hier etwa Sitzungen oder arbeiten Berichte aus. Schon seit 1960 werden Praktikanten bei der Kommission beschäftigt, der Andrang sei seitdem aber stark gestiegen, sagt Christian Meyer vom Praktikantenbüro der Kommission in Brüssel.

Die Bewerber auf die Plätze durchlaufen ein mehrstufiges Auswahlverfahren, und alle Unterlagen müssen sieben Monate im Voraus eingegangen sein. Wer schon einmal mehr als sechs Wochen bei einer EU-Institution gearbeitet hat, kommt laut Meyer nicht mehr zum Zug.

Auch das Europäische Parlament hat viele Interessenten: "Nur drei bis fünf Prozent der Bewerber bekommen ein Praktikum", sagt Jens Pottharst vom Informationsbüro für Deutschland des EU-Parlaments in Berlin. Unterschieden wird zwischen fünfmonatigen bezahlten und viermonatigen unbezahlten Stellen.

Im Pressebereich oder als Dolmetscher

Die Praktikanten beim Parlament arbeiten etwa im Pressebereich oder - bei besonders guten Fremdsprachenkenntnissen - als Dolmetscher. Auch beim Parlament ist ein abgeschlossenes Studium erwünscht. Für eine unbezahlte Hospitanz reicht in Ausnahmefällen auch Abitur oder Mittlere Reife mit abgeschlossener Ausbildung.

Etwas bessere Chancen als beim Parlament selbst bestehen bei den Brüsseler Büros seiner deutschen Abgeordneten. Doch auch hier ist die Nachfrage groß. So bewerben sich etwa auf einen der Plätze bei Lissy Gröner aus Neustadt an der Aisch (Bayern), die für die SPD im Parlament sitzt, jeweils 10 bis 15 Interessierte.

Die 25-jährige Kristin van der Meer hospitiert zur Zeit im Büro von Christian Ehler, EU-Abgeordneter der CDU aus Potsdam. Sie betreut hier Besuchsgruppen oder beantwortet Bürgerpost. Sogar an Sitzungen darf sie teilnehmen. "Es gibt immer etwas zu tun, aber auch nicht so viel, dass man hier zum Arbeitstier degradiert wird", sagt die Studentin der Politikwissenschaft. Für ein Praktikum sei Erfahrung in politischer Arbeit kein Muss, sagt Mitarbeiterin Ines Fuhrmann.

Brüssels Praktikanten-Gemeinschaft ist groß - und schnelllebig. Die wenigsten bleiben länger als fünf Monate. Um Neuankömmlingen den Einstieg zu erleichtern, haben sich Online-Netzwerke herausgebildet: die Yahoo-Group deutscher Praktikanten in Brüssel oder der "Brussels Blog". Bei beiden gibt es viele wertvolle Tipps zum Arbeits- und Freizeitleben: Denn Brüssel hat auch außerhalb der politischen Institutionen viel zu bieten.

(RPO)
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