Kulturangebot Ausflug nach Neuss

Mit mehr als 150.000 Einwohnern darf sich Neuss Großstadt nennen. Das passt auch mit Blick auf das vielfältige und große Kulturangebot allein in der Innenstadt.

Sie ist die kleine Schwester der großen Rheinland-Töchter Köln und Düsseldorf, kann aber mit langer Geschichte (die bis zu den Römern reicht) auftrumpfen und weiß sich auch ansonsten zu behaupten - die Stadt Neuss. Auch in der Kultur. Da bedient sie ein breitgefächertes Interesse.

Tanzwochen Neuss

Die Stadthalle an der Selikumer Straße atmet die Atmosphäre einer Wartehalle in einem Vorstadt-Bahnhof. Aber wenn dort Kompagnien aus Südamerika, USA oder ganz Europa auftreten, ist das vergessen. Selten einmal sieht man den eigentlich doch recht pragmatischen Rheinländer so verzückt und entrückt zuschauen. Die Internationalen Tanzwochen holen Tänzer nach Neuss, für die die Zuschauer auch weite Anreisen in Kauf nehmen. Und hohe Preise - die Einzelkarten kosten zwischen 18 und 61 Euro, da die Tanz-Reihe sich ohne einen städtischen Zuschuss finanzieren muss.

Tipp Gastspiel de Malandain Ballet aus Biarritz am Freitag, 16. Dezember, 20 Uhr (www.tanzwochen.de).

Rheinisches Landestheater

Intendantin Bettina Jahnke hat dem RLT an der Oberstraße 95 über die sieben Spielzeiten, die sie das Haus jetzt leitet, einen eigenen Stil gegeben. Basis dabei ist die hohe Qualität ihres 17-köpfigen Ensembles, das in der Komödie genauso zu Hause ist wie in der Shakespeare-Tragödie, im modernen Drama oder Kinderstück. Das besondere am RLT ist, das es für das Kinder-/Jugend und Erwachsenentheater ein Ensemble gibt. So steht eine Linda Riebau heute als Mia in "Corpus Delicti" von Juli Zeh auf der Bühne und morgen als Tyrannja Vamperl im "Satanarchäolügenialkohöllischen Wunschpunsch" auf der Bühne. Mit dem Stück von Juli Zeh unterstreicht Jahnke übrigens, dass sie als Regisseurin zielsicher den Kern eines Stücks herausschält und hervorragende Schauspieler hat.

Tipp "CorpusDelicti" am Donnerstag, 12. Dezember, 20 Uhr ( www.rlt-neuss.de).

Jazz-Reihe

Als Jazzgitarrist Philipp van Endert vor zehn Jahren das erste Mal zu einem Konzert in der von ihm gegründeten neuen Reihe "Blue in Green" in die Alte Post (Neustraße 28) einlud, hatte wohl kaum einer damit gerechnet, dass sich Jazzkonzerte in Neuss halten würden. Doch genau das ist passiert. Bis zu acht Konzerte (davon einige als Doppel-) umfasst die Reihe mittlerweile jährlich, an den Namen der Ensembles ist sichtbar, wie gut vernetzt van Endert in der deutschen Jazzszene ist.

Tipp Konzert am 1. Februar, 20 Uhr voraussichtlich mit dem String Project (www.blueingreen-jazz.de)

Clemens-Sels-Museum

Das Neusser Museum am historischen Obertor ist ein Haus mit wenig Platz, aber viel Kunst. Neben den ständigen Ausstellungen, die dem Sammlungsschwerpunkt Symbolismus, den Modernen Naiven und der Stadtgeschichte gewidmet sind, gibt es Sonderschauen, die zeitgenössische Künstler präsentieren. Geradezu ideal verknüpft die laufende Ausstellung "Geliebte Feinde" den Sammlungsschwerpunkt mit aktueller Kunst (bis 19. Januar). "Symbolismus heute" lautet nämlich der zweite Teil des Titels, der mit Arbeiten von Peter Doig, Thomas Schütte, Bjørn Melhus und Christoph Worringer so überzeugend wie sinnlich belegt wird. Die fantastische Gegenwelten, die Doig etwa in seiner Malerei, Melhus in seiner Videokunst, Schütte in seinen Skulpturen oder Worringer in seinen Zeichnungen entwerfen, stehen für sich und doch in der Tradition. Denn jede künstlerisch Arbeit ist ein Gegenentwurf zur Realität, manche bedient sich ungewöhnlicher Bildwelten, die anziehen, erschrecken, berühren, abstoßen - und in dieser Ambivalenz zu "Geliebten Feinden" werden.

Tipp Kuratorenführung am Mittwoch, 23.. Dezember, 15.30 Uhr ( www.clemens-sels-museum-neuss.de)

Freies Theater

Spätestens beim Stichwort "Stunk" kommt der Aha-Effekt: Schon seit mehr als zwei Jahrzehnten verantwortet das Theater am Schlachthof (TaS) an der Blücherstraße 31 die alternative Karnevalssitzung, die auch im nächsten Jahr wieder mit mehr als 20 Vorstellungen in der Neusser Wetthalle und im Düsseldorfer Zakk Tausende begeistern wird. Aber das TaS hat wesentlich mehr zu bieten: fantasievolles Kindertheater, schräge, zumeist von TaS-Chef Markus Andrae geschriebene Komödien zu historischen Fakten, bissiges Kabarett und stimmungsvolle Musikabende.

Tipp Niederrhein-Komödie "Jakobs Weg - pilgern to go" am Freitag, 16. November, 20 Uhr, (www.tas-neuss.de)

Klassik

Mit der Deutschen Kammerakademie Neuss am Rhein (DKN) leistet sich die Stadt ein eigenes Streichorchester. Noch bis Ende der Saison wird es von dem Salzburger Lavard Skou Larsen geführt. Er hat das Stipendiatenorchester mit jungen Musikern zu seiner heutigen Höhe geführt und kann es guten Gewissens als international agierendes Ensemble einem Nachfolger übergeben. Mit seinen Abonnementkonzerten ist die DKN fest im Zeughaus verankert, die Auslastung (500 Plätze) liegt um die 90 Prozent. Klassische Musik auf sehr hohem Niveau bietet auch die städtische Zeughauskonzert-Reihe. In den fast drei Jahrzehnten ihres Bestehens hat sich die Konzertreihe einen so guten Ruf erarbeitet, dass internationale Musiker, die mal als junge Talente dort auf dem Podium standen, heute gerne wiederkommen - ob sie Nicolas Altstaedt (Cello) heißen oder Sharon Kam (Klarinette).

Tipp Sonderkonzert der DKN "Jauchzet Gott in allen Landen" am Sonntag, 11. Dezember, 18 Uhr (www.deutsche-kammerakdemie.de). Zeughauskonzert am Montag, 3. Dezember, 20 Uhr, mit dem Elbipolis Barockorchester (www.zeughauskonzerte-neuss.de).

Kunst

Während die Kunst im Museum Insel Hombroich nicht wechselt, die Natur sich an den Jahreszeiten orientiert, herrscht auf der Raketenstation ständig Bewegung. Derzeit werden in der Langen Foundation bis zum 5. März 2017 und in der Skulpturenhalle der Thomas-Schütte-Stiftung noch bis Ende Dezember Werke des Künstlers Richard Deacon gezeigt (www.langenfoundation.de).

Hinweis Die Langen-Foundation bliebt vom 19. bis 26. Dezember und sowie an Silvester und Neujahr geschlossen.

(hbm)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort