Seltenes Phänomen am 31. August Was Sie über den „Blue Moon“ wissen müssen

Düsseldorf · Ende des Monats wird der „Blue Moon“ am Himmel zu sehen sein. Was ist das eigentlich, und wo kann man ihn am besten anschauen? Und stimmt es, dass wir dann schlechter schlafen und mehr Kinder auf die Welt kommen? Fakten und Mythen über den Mond.

Am 31. August wird der Mond das nächste Mal als Supermond am Himmel zu sehen sehen.

Am 31. August wird der Mond das nächste Mal als Supermond am Himmel zu sehen sehen.

Foto: dpa/Jens Büttner

Wieso spricht man eigentlich vom „Supermond“?

Eines vorweg: In der Astronomie wird der Begriff Supermond nicht benutzt. Denn wissenschaftlich betrachtet ist der Supermond nichts anderes als ein Vollmond. Dennoch trägt er das Attribut „super“ nicht ganz ohne Grund: Denn ein Supermond erscheint nicht nur deutlich heller als ein herkömmlicher Vollmond, sondern auch um einiges größer – um bis zu 14 Prozent, so die Weltraumbehörde Nasa. Damit dies geschieht, müssen zwei Dinge beim Supermond zusammenkommen: Der Erdtrabant steht dann nicht nur in voller Beleuchtung durch die Sonne (Vollmond), sondern er erreicht gleichzeitig bei seiner Reise um die Erde den naheliegendsten Punkt. Am 1. August hat der Mond schon einmal diese Sonderstellung eingenommen, am 31. Tag des Monats wird es erneut soweit sein. Ausgedacht hat sich den Begriff 1979 der amerikanische Astrologe Richard Nolle. Er legte (willkürlich) fest, dass der Mond dabei höchstens 367.600 Kilometer von der Erde entfernt sein darf.

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Was ist der „Blue Moon“?

Der Blue Moon ist der doppelte Vollmond in einem Monat. Und weil dies recht selten geschieht – in etwa alle zwei bis drei Jahre –, hat sich dazu die Redewendung „once in a blue moon“ etabliert. Die bedeutet frei übersetzt in etwa „alle Jubeljahre einmal“. Gemeint ist damit also die Seltenheit des Ereignisses. Mit der Farbe Blau hat der Begriff „Blue Moon“ nichts zu tun, auch wenn der Mond ab und an bläulich erscheinen kann.

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Wann und wo wird der Blaue Supermond zu sehen sein?

Am 31. August wird der Mond um 3.54 Uhr seine Vollmondstellung erreicht haben. Ideal ist das Spektakel natürlich bei wolkenfreiem Himmel zu beobachten, und zwar kurz vor Mondauf- und -untergang. Was den Standort angeht, sind höher gelegene Aussichtspunkte mit weitem Blick optimal. Und möglichst dunkel sollte es sein. In Deutschland gibt es speziell ausgewiesene Sternenparks, an denen die Beobachtungs-Bedingungen ideal sind. In Nordrhein-Westfalen ist dies etwa der Sternenpark im Nationalpark Eifel. Ob das Wetter am 31. mitspielt, lässt sich derzeit noch nicht präzise vorhersagen (Stand 23.8.2023).

Warum kommt der Mond uns überhaupt so nah?

Der Grund dafür ist reine Physik: Der Mond umkreist die Erde auf einer elliptischen Umlaufbahn. Für eine Umrundung braucht er 27 Tage und gute sieben Stunden. In exakt derselben Zeit rotiert er auch einmal um sich selbst. Daher sehen wir auf der Erde stets immer nur die gleiche Seite des Mondes. Wegen der elliptischen Umlaufbahn ist sein Abstand zur Erde auch unterschiedlich, bei einer kreisförmigen Umlaufbahn wäre dies nicht der Fall. Hinzu kommt die Schwerkraft der Sonne. Sie kann die Ellipse zusätzlich stauchen und dehnen. Daher variiert die Entfernung des Mondes zur Erde zwischen 356.400 und 406.700 Kilometern.

Welchen Einfluss hat der Mond auf die Erde?

Der Mond bringt uns vor allem ein wichtiges Phänomen: die Gezeiten Ebbe und Flut. Mit seiner Gravitationskraft zieht er das Wasser der Meere auf der ihm gegenüberliegenden Erdseite an. Auf der vom Mond abgewandten Seite der Erde geschieht das Gegenteil: weil dort die Mondanziehungskraft geringer ist als am Erdmittelpunkt, wird das Wasser dort vom Mond weggedrückt.

Auch die Sonne ist mit ihrer Erdanziehungskraft an den Gezeiten beteiligt. Zwar ist ihre Anziehungskraft etwa 200 Mal größer als die des Mondes. Da sie aber ungefähr 400 Mal so weit von der Erde entfernt ist, wirkt sie sich normalerweise kaum auf der Erde aus. Nur wenn alle drei Himmelskörper in einer Linie stehen, also bei einem Voll- oder Supermond, verstärkt die Sonne die Kräfte des Mondes. Dann sind auch Springfluten möglich. Bei Neumond ist dies übrigens genauso (nur wird der Mond dann von der Erde aus betrachtet von hinten durch die Sonne angestrahlt).

Ansonsten sind weitere Einflüsse des Monds auf die Natur nicht wissenschaftlich belegt, etwa die von Richard Nolle aufgestellte These, dass der Supermond die Wahrscheinlichkeit von Vulkanausbrüchen und Erdbeben erhöhe. Auch unser Wetter wird nach heutigem Erkenntnisstand nicht vom Mond beeinflusst.

Und was macht der Mond mit den Menschen?

Schlaflos bei Vollmond – der Glaube, dass uns der Vollmond schlechten Schlaf beschert, reicht zurück bis in die Antike. Die Zyklusphasen des Mondes bildeten die Grundlage für Kalender früher Kulturen und Mythologien. Aber ist das wirklich so? Tatsache ist, dass viele Menschen sagen, bei Vollmond sei ihr Schlafrhythmus gestört. Eine Schweizer Studie beschäftigte sich bereits vor zehn Jahren mit dem Thema. Damals ließen die Wissenschaftler Probanden mehrere Nächte in einem Schlaflabor übernachten – unter identischen Bedingungen wie im eigenen Zuhause und unabhängig von den Mondphasen.

Das Ergebnis der Messungen von Hirnströmen und Hormonhaushalt: Bei Vollmond schliefen die Probanden nachts tatsächlich bis zu 20 Minuten weniger und fanden schlechter in den Schlaf. Eine mögliche Erklärung lieferte die Messung des Hormons Melatonin. Dessen Wert sank bei Vollmond um die Hälfte. Melatonin spielt aber eine wichtige Rolle bei der Steuerung des Tag-Nacht-Rhythmus, Experten bezeichnen es auch als „Schlafhormon“. Bei Licht wird seine Bildung gehemmt. Weil die Schweizer Studie aber nur an wenigen Testpersonen durchgeführt wurde, insgesamt waren es 33 Personen, gab es Zweifel an der Aussagekraft.

2021 lieferte eine Studie US-amerikanischer Wissenschaftler ähnliche Ergebnisse. Das Team von der Universität von Washington untersuchte das Schlafverhalten in vier verschiedenen Gruppen über zwei Mondzyklen hinweg. Das Ergebnis: In allen Gruppen schliefen die Testpersonen in den Nächten vor dem Vollmond, wenn also nach der Dämmerung Mondlicht vorhanden war, später ein (30 bis 80 Minuten später) als sonst und schliefen insgesamt auch kürzer (20 bis 90 Minuten weniger). Dieses Ergebnis wiederholte sich in jedem Mondzyklus.

Eindeutige Beweise sind dies zwar nicht. Aber gewisse Parallelen gibt in beiden Studien – und offenbar Menschen, die „mondfühliger“ sind als andere.

Operationen, Geburten, Holzernte

Immer wieder gibt es Thesen, dass bei Vollmond das Risiko bei Operationen erhöht sei. Viele Studien haben dies untersucht und kommen zu einem eindeutigen Ergebnis: Egal ob Knie, Hüfte oder Herz: die Mondphase hat mit dem Ausgang einer Operation rein gar nichts zu tun.

Ebenfalls aus dem Reich der Phantasie entsprungen und nirgends belegt ist die Annahme, bei Vollmond kämen mehr Kinder zur Welt. Und auch das sogenannte „Mondholz“ gibt es eigentlich nicht. Ob Bäume bei Vollmond oder an anderen Tagen gefällt werden, spielt für die Qualität des Holzes keine Rolle, entscheidend ist vielmehr, ob es langsam an der Luft trocknet oder beschleunigt in Öfen.