Düsseldorf Chorsingen, Karneval und Genossenschaften als Kulturerbe anerkannt

Düsseldorf · Deutschland nimmt 27 Traditionen und Wissensformen in sein neues bundesweites Verzeichnis des immateriellen Kulturerbes auf und setzt damit das Unesco-Übereinkommen um. Zu den lebendigen Traditionen, die die Kriterien erfüllen, zählen das Chorsingen, die Morse-Telegrafie, die Flößerei und die Orgelbautradition. Außerdem nominierten die Experten aus den 27 Kulturformen die Genossenschaftsidee für die internationale "Repräsentative Liste des immateriellen Kulturerbes der Menschheit". Die Kultusministerkonferenz unter Leitung der Präsidentin, Nordrhein-Westfalens Schulministerin Sylvia Löhrmann, und die Staatsministerin für Kultur und Medien, Monika Grütters, haben in der vergangenen Woche die Empfehlungen eines unabhängigen Expertenkomitees bestätigt.

"Das bundesweite Verzeichnis ist ein Spiegelbild der kulturellen Vielfalt in Deutschland. Und es macht gleichzeitig deutlich, mit welchem großartigen Engagement die Zivilgesellschaft traditionelle kulturelle Bräuche und Techniken bis heute pflegt, modern interpretiert und an nachfolgende Generationen weitergibt", sagte Löhrmann.

Kulturstaatsministerin Grütters betonte: "Das immaterielle kulturelle Erbe steht für unsere lebendige Alltagskultur. Es ist Ausdruck der kulturellen Vielfalt in Deutschland und soll dazu beitragen, dass gelebte Traditionen, die das Selbstverständnis der Kulturnation Deutschland prägen, erhalten, fortgeführt und weiterentwickelt werden. Auch für künftige Generationen wird durch eine Aufnahme in das Verzeichnis das Bewusstsein für diese Traditionen gestärkt."

Deutschland wird seine erste Nominierung bei der Unesco im März 2015 einreichen. Die Aufnahme der Genossenschaftsidee würde der internationalen Vielfalt des immateriellen Kulturerbes eine neue Facette hinzufügen. Bislang ist eine solche Form der gesellschaftlichen Selbstorganisation auf den Unesco-Listen nicht vertreten. Die Genossenschaftsidee wurde von Gruppen aus Rheinland-Pfalz und Sachsen vorgeschlagen und mit Empfehlungen beider Länder weitergeleitet. Zu den ersten Aufnahmen in Deutschland gehören auch regionale Bräuche wie die Lindenkirchweih in Limmersdorf (Franken), das friesische Biikebrennen und der rheinische Karneval.

Das Expertenkomitee bei der Deutschen Unesco-Kommission bewertete die 83 Vorschläge anhand fachlicher Kriterien. Neben den 27 bereits aufgenommenen Kulturformen befinden sich 22 weitere Vorschläge, darunter als Antrag aus NRW auch das Schützenwesen, noch im Verfahren. Damit wird sich das Expertenkomitee im kommenden Jahr befassen.

Alle 27 Gruppen, die ab sofort mit ihrer Tradition oder Wissensform im bundesweiten Verzeichnis vertreten sind, können fortan für ihre nicht-kommerzielle Arbeit ein Logo nutzen. Es steht für das Motto der Konvention in Deutschland: "Wissen. Können. Weitergeben."

Die nächste Bewerbungsrunde für das bundesweite Verzeichnis beginnt im Frühjahr 2015.

(RP)
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