Spektakuläre Ausgrabungen Ägypten feiert deutsche Archäologen

Kairo (RPO). Zwischen den deutschen und ägyptischen Altertumsforschern gibt es Streit um die weltberühmte Büste der Nofretete. Zur Eröffnung der Ausstellung über 100 Jahre deutscher Ausgrabungen in Ägypten legten die Forscher das Kriegsbeil ausnahmsweise zur Seit. Vorübergehend.

Sah Nofretete so aus?
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Foto: Discovery Channel

"Hundert Jahre ausgezeichnete Zusammenarbeit", tönte der mächtige Chef der ägyptischen Altertumsbehörde, Sahi Hawass, zur 100-Jahr-Feier des Deutschen Archäologischen Instituts in Kairo (DAIK). Seit Montag können Besucher im Ägyptischen Museum der Hauptstadt sich nun die Früchte dieser Zusammenarbeit ansehen. Doch der Fall Nofretete ist für Kairo nicht abgehakt.

Die im Alten Museum in Berlin ausgestellt Büste gehört nämlich nach Auffassung der Ägypter in ihre Heimat und sollte zumindest als Leihgabe einmal in Kairo gezeigt werden. Doch die deutsche Seite macht geltend, die Statue, die als Inbegriff weiblicher Schönheit gilt, sei für einen Transport zu empfindlich. Um den Streit wenigsten für die Zeit der Ausstellung in den Hintergrund zu stellen, vereinbarten beide Seiten eine Untersuchung der Transportfähigkeit der schönen Gattin des legendenumrankten Pharaonen Echnaton.

Überführungsfragen

Es war Ludwig Borchardt selbst, der Gründer des DAIK, der die Büste 1913 in Amarna entdeckte. Sie soll auf die Zeit der Herrschaft Echnatons vor 3400 Jahren zurückgehen. Die Rechtmäßigkeit der Überführung der Statue nach Berlin ist bis heute umstritten. Hermann Göring hatte den Ägyptern in den 30er Jahren versprochen, die Nofretete werde eines Tages heimkehren. Doch Adolf Hitler soll von der Schönen so begeistert gewesen sein, dass er von der Zusage nichts mehr wissen wollte. Borchardt selbst starb 1938 in Zürich, wohin er sich wegen der Judenverfolgung der Nazis hatte flüchten müssen.

Der Streit schwelt also weiter - doch zum Hundertjährigen des DAIK herrschten bei einem Empfang am Sonntag freundliche Gesichter vor. Kolloquien und die Ausstellung sollen eher die Gemeinsamkeit ägyptischer und deutscher Interessen unterstreichen. Begonnen hatten die deutschen Expeditionen im 19. Jahrhundert mit dem preußischen Forscher Karl Richard Lepsius - auch seine Büste ist im Nationalmuseum von Kairo ausgestellt. Damals seien die Archäologen eher "wie Indiana Jones" herumgelaufen, sagt Daniel Polz, stellvertretender Leiter der Abteilung Ägyptologie. Heute sei alles strenger geregelt.

Gelernt

Denn die ägyptischen Behörden haben aus früheren Fehlern gelernt und bemühen sich um strikte Kontrolle. "Vor dem Ausgraben lautet die Priorität heute: Restaurieren und nochmal Restaurieren", sagt Hawass. Die Ausstellung aber zeigt Ausgrabungen: Nubische Siegel aus dem Jahr 2375 vor Christi Geburt oder noch ältere Elfenbeinschnitzereien mit Zeichen, die noch vor den Hieroglyphen verwendet wurden. Diese Funde haben für die Ägypter besondere Bedeutung, erläutert die Direktorin des Museums von Kairo, Wafa Seddik. "Diese Zeichen haben die Geschichte verändert, da sie beweisen, dass wir die erste Zivilisation waren, das erste Volk, das schreiben konnte, nicht Mesopotamien."

Für Polz ist die wichtigste Ausgrabungsstädte die Elefanteninsel in der Nähe von Assuan. Dort forschen deutsche Archäologen seit 40 Jahren und konnten dem Professor zufolge das weitgehend vollständige Bild der Entwicklung einer Stadt über 4000 Jahre ermitteln. Dass die Deutschen in Ägypten federführend seien, hänge mit der für Deutschland eher untypischen Zentralisierung der Archäologie zusammen, sagte der Präsident des Deutschan Archäologischen Instituts, Hermann Parzinger. "Alles ist unter dem Dach des DAIK vereint, diese Zentralisierung macht unsere Arbeit sehr effizient", freut sich Parzinger. Nationalismus habe in der Archäologie aber nichts zu suchen, betont er. "Man muss in internationalen Teams arbeiten - im Geiste eines kulturellen Welterbes."

(afp)
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