SUV stürzt Böschung hinab Polizei warnt nach Unfall vor Wildwechsel

Heiligenhaus · Weil sie einem Tier ausweichen wollten, sind in Heiligenhaus fünf junge Männer verletzt worden.

 Zwei Autoinsassen mussten ins Krankenhaus gebracht werden.

Zwei Autoinsassen mussten ins Krankenhaus gebracht werden.

Foto: dpa/--

Es ist bereits spät am Abend, als der SUV auf regennasser Fahrbahn auf einer kurvigen Strecke mit Gefälle bei Heiligenhaus im Kreis Mettmann ins Schleudern gerät, sich überschlägt, mehrere Meter eine Böschung hinabstürzt und auf dem Dach liegenbleibt. Der 19-jährige Fahrer und vier erwachsene Mitfahrer erleiden Verletzungen; zwei von ihnen müssen am Samstag in ein Krankenhaus gebracht werden. Der Fahrer gibt später der Polizei zu Protokoll, einem Wildtier ausgewichen zu sein, das plötzlich auf der Straße aufgetaucht sei.

Mit Beginn der dunklen Jahreszeit kommt es besonders in ländlichen Gebieten zu gefährlichen Situationen, wenn Wildtiere über die Fahrbahn laufen. Wer mit dem Auto oder Motorrad an Wäldern entlangfährt, sollte nach Meinung von Jagdverbänden immer damit rechnen. Die Tiere würden häufig in Waldabschnitten und an Feldrändern die Straßen überqueren, vor allem morgens und abends während der Dämmerung. Grundsätzlich sollte man zu jeder Tages- und Nachtzeit mit Wild auf der Fahrbahn rechnen, heißt es.

Die Folgen eines Zusammenstoßes zwischen Auto und Wild werden laut Polizei oft unterschätzt. Polizei, Kreisjägerschaft und Landesjagdverband appellieren an alle Autofahrer, in den mit Warnschildern gekennzeichneten Gefahrenzonen besonders vorsichtig zu fahren. Auf diesen Abschnitten sollte man den Fuß vom Gas nehmen und die Fahrbahnränder beobachten. „Bereits eine Geschwindigkeitsreduktion von 100 auf 80 km/h verkürzt den Bremsweg um etwa 24 Meter und kann so dazu beitragen, einen Aufprall zu vermeiden“, sagt ADAC-Verkehrsexperte Roman Suthold.

Bundesweit sind in der Saison 2018/19 234.860 Wildtiere bei Unfällen getötet worden; 2018/17 waren es rund 233.000. In NRW gab es 2018/19 fast 32.000 Wildunfälle. Mit Abstand am meisten wird Rehwild angefahren, gefolgt von Schwarz-, Dam- und Rotwild. Bei solchen Zusammenstößen sterben in Deutschland jährlich 30 bis 35 Autofahrer.

Der ADAC rät ab, den Tieren im Ernstfall auszuweichen. „Ist ein Unfall unvermeidlich, sollte man das nicht versuchen, sondern voll bremsen und die Spur halten“, so Suthold. „Unkontrolliertes Ausweichen könnte mit einer Kollision gegen einen Baum oder mit dem Gegenverkehr tödlich enden“, sagt er.

Ein ADAC-Crashtest hat jüngst gezeigt, dass Autoinsassen einen Wildunfall unverletzt überleben können. Die Kollision zwischen dem Fahrzeug und dem 180 Kilogramm schweren Keiler-Dummy fand bei einer Geschwindigkeit von 80 km/h statt. Trotz des heftigen Aufpralls blieb der Fahrzeuginsasse, in diesem Fall ein Stuntman, unverletzt.

Einen absolut sicheren Schutz zur Vermeidung von Wildunfällen gibt es offenbar nicht. Nach Meinung des ADAC Nordrhein sollte die Erkennung von Wildtieren bei der Entwicklung von Notbremsassistenten mitbetrachtet und integriert werden. Mit vorhandener Technik ließe sich ein wichtiger Beitrag zur Verkehrssicherheit leisten. Notbremsassistenten sind bislang aber für die Erkennung von Fahrzeugen, Fußgängern und Radfahrern optimiert. Doch gerade die häufig verbauten Radarsensoren könnten bei Dunkelheit oder Nebel ihre besonderen Stärken auch bei der Erkennung von Tieren ausspielen.

(csh)
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