Wetter verzögert Bergung der "Costa Allegra"

Mahé (sym) Quälend langsam bewegt sich die antriebslose "Costa Allegra" auf ihren Zielhafen zu. Mit einer Geschwindigkeit von fünf Knoten, was knapp zehn Stundenkilometern entspricht, wird das 187 Meter lange Kreuzfahrtschiff durch den Indischen Ozean gezogen. Im Schlepptau zweier Hochsee-Fischerboote soll es heute Vormittag die Seychellen-Hauptinsel Mahé erreichen. Wegen hoher Wellen müssen sich die gut 1000 Passagiere noch einige Stunden länger gedulden. Seit Montag läuft die Stromversorgung des Luxusschiffs auf Notbetrieb. Toiletten, Duschen und Klimaanlage funktionieren nicht – 30 Grad im Schatten machen die Kreuzfahrt für die Passagiere zum Überlebenstraining.

Ein Feuer im Maschinenraum hatte den Antrieb und die Stromversorgung lahmgelegt. Verletzte gab es keine. Inzwischen brachte die Reederei per Helikopter diverses Versorgungsmaterial auf das Schiff. "Darunter einen elektrischen Generator, um Strom herstellen zu können", berichtet der Sprecher von Costa Kreuzfahrten in Deutschland, Werner Claasen. Techniker versuchen, mit dem Generator zumindest Notdürftiges wie Toiletten wieder in Betrieb zu nehmen. "Die Mannschaft wird alles tun, um die Situation an Bord komfortabler zu machen", heißt es von der Reederei. Nach dem Feuer laufe an Bord nun alles nach Plan. Man treffe bereits die Vorbereitungen für die Weiterreise der Passagiere. Ein eilig einberufenes "Care Team" kümmert sich um die Gäste und unterstützt die Schiffscrew bei detaillierteren technischen Inspektionen. Das "Care Team" wird von zwei Beamten der Einwanderungsbehörde der Seychellen begleitet, um eine zügige Abwicklung der Reiseformalitäten zu gewährleisten. Mehr als 600 Rückflug-Plätze seien bereits reserviert worden. Zudem stünden gut 400 Hotelzimmer bereit. 376 Gäste wollen ihren Urlaub auf Kosten der Reederei auf den Seychellen fortsetzen. Die anderen 250 Passagiere werden heute nach Hause fliegen.

Ob unter den 38 Deutschen an Bord auch Gäste aus Nordrhein-Westfalen sind, konnte die Reederei aus Datenschutzgründen nicht bestätigen. Lediglich über das Schicksal eines Geschwisterpaares aus England wurde mehr bekannt: Rebecca Thomas (23) befindet sich gerade auf der "Costa Allegra" – sie ist dort als Tänzerin beschäftigt. Die junge Frau erlitt damit ein ähnliches Schicksal wie ihr Bruder James (19), der das Unglück der "Costa Concordia" überlebte. Er war ebenfalls als Tänzer an Bord, als das Schiff am 13. Januar vor der italienischen Insel Giglio Leck schlug.

(RP)
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