"Wetten, dass..?": Das Beste zum Schluss

Mit der spannendsten Ausgabe seit Jahren und einer seit 2007 nicht mehr erreichten Traumquote von mehr als zwölf Millionen Zuschauern hat sich Thomas Gottschalk auf Mallorca von seiner Sendung verabschiedet.

PALMA DE MALLORCA Gute Laune hat er ja immer, aber selten schlenderte Thomas Gottschalk vor Beginn einer Sendung so entspannt an den jubelnden Publikumsreihen vorbei wie am Samstagabend in der Stierkampf-Arena von Palma de Mallorca. "Das kann sich heute ziehen, ich hetze mich nicht mehr", kündigte er an, überzog am Ende aber lediglich 30 Minuten. 12,43 Millionen Zuschauer schalteten ein (Marktanteil für das ZDF: 42,8 Prozent) und sahen eine fast perfekte Show.

Mit lässig wehendem Mantel und Michelle Hunziker auf dem Rücksitz einer Harley Davidson knatterte Gottschalk in das "Coliseo Balear", in das er früher auch schon einen Stier getrieben hatte und hoch zu Ross eingeritten war. "Nächstes Jahr wäre dann schon der Rollator dran", ulkte der 61-Jährige. Erwartungsgemäß trug er Stargast Jennifer Lopez die Schleppe (in Wahrheit hob er "J.Los" Kleid hoch, wobei der Wind ohnehin schon für großzügige Einblicke sorgte), vergaß gewohnt einen Wetteinsatz (diesmal von Cameron Diaz) und verlor für einige Minuten die Kontrolle über die Sendung, als eine zehn Minuten lange Laola-Welle über die Ränge der Arena rollte — von Gottschalk mit Blick auf seinen Gast-Rivalen Bohlen mit der Drohung angeheizt: "Wenn Ihr nicht sofort aufhört, singt Dieter ein Lied."

Unter den 9600 Zuschauern in der Arena fand sich mehr Prominenz, als Gottschalk auf sein Sofa bekommen hätte: Schauspieler Uwe Ochsenknecht, Ex-Trainer Christoph Daum nebst Familie, Schwimmerin Franziska van Almsick und TV-Koch Tim Mälzer saßen ebenso auf den Rängen wie Mallorca-König Jürgen Drews, das Volksmusik-Duo Marianne und Michael und zuletzt noch "Wetten, dass..?"-Erfinder Frank Elstner, der später angeblich spontan (tatsächlich jedoch bestens vorbereitet) die letzte Wette der Show moderierte und damit deutlich machte, wie wenig Gottschalks internationale Couch-Runde eigentlich noch mit der 30 Jahre alten Kern-Idee der Sendung zu tun hat. Wenn sein Enkel ihn später mal frage, was eigentlich sein Beruf gewesen sei, wolle er sagen "das" — und stellte sich zum Gruppenfoto mit J. Lo, Diaz, Hunziker und Heidi Klum auf die Bühne.

In der Abschiedssendung dauerte es keine elf Minuten, bis die Sprache auf den tragischen Unfall von Samuel Koch in der Düsseldorf-Ausgabe vom 4. Dezember kam. Dass Gottschalk dazu Formel-1-Weltmeister Sebastian Vettel ausgerechnet eine Wette präsentieren ließ, bei der auf dem Hinterrad eines Mountain-Bikes von Stahl-Hürde zu Stahl-Hürde gesprungen wurde, zeigte überdeutlich, wie wenig es dem ZDF bisher gelungen ist, eine klare Linie zwischen dem zu ziehen, was früher den Reiz mancher Wette ausmachte, und dem, was nach dem 4. Dezember noch geht. "So was will man eigentlich nicht mehr sehen", raunte es auf den Rängen in Palma.

Klarer Liebling des Live-Publikums war der philippinische Touristen-Animateur Felipe Tacogdoy, der eine gebissbrecherische Variante vorführte, Kokosnüsse mit den Zähnen zu schälen. Wettkönig des Abends wurde der Allgäuer Nico Koch, der aus dem Handstand mit den Füßen versuchte, Papp-Eiswürfel in ein Cocktailglas zu werfen. Alles in allem lieferte Gottschalk eine gut besetzte Show ab, deren Musikmix aus J.Lo, dem "Rocky Horry Picture Show"-Musical und Status Quo zündete. Während Gottschalk tanzend zu den Klängen von "Rockin' All Over The World" aus der Arena zog und sich Richtung Himalaja verabschiedete, wo er über seine Zukunft beim ZDF oder der ARD nachdenken will, feierten 1500 Gäste auf der After-Show-Party.

Der künftige ZDF-Intendant Thomas Bellut erklärte derweil gegenüber dem "Spiegel", dass sich die Nachfolgersuche für Gottschalk auf Hape Kerkeling oder Jörg Pilawa konzentriere. Zur Zukunft der Sendung erklärte Bellut, die Wetten blieben das Herz der Sendung. Womöglich werde man künftig allerdings weniger internationale Stars einladen. Was Bellut verschweigt: Viele internationale Gäste kamen nur wegen Gottschalk. Weder die Strahlkraft Pilawas noch die Kerkelings reicht dagegen auch nur bis nach Holland.

Internet Fotos vom Spektakel auf Mallorca unter www.rp-online.de

(RP)
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