Darum sollten am 8. März alle mitfeiern Entstehung und Bedeutung des Weltfrauentages

Düsseldorf · Der Weltfrauentag steht für den Kampf gegen Vorurteile und für Gleichberechtigung: Am 8. März sollte daher jeder Mensch daran erinnert werden, dass es ein langer Weg zu einer völligen Gleichstellung von Männern und Frauen ist.

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10 Fakten zum Weltfrauentag

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Foto: dpa/Rolf Vennenbernd

Wann ist der Weltfrauentag?

Der Weltfrauentag wird jedes Jahr am 8. März begangen. 2024 fällt der Weltfrauentag auf einen Freitag.

Ist der Weltfrauentag ein gesetzlicher Feiertag in Deutschland?

Nein, bundesweit nicht. Nur in Berlin ist der Weltfrauentag seit 2019 und seit 2023 in Mecklenburg-Vorpommern ein gesetzlicher Feiertag.

Wann wurde der Weltfrauentag eingeführt?

Offiziell eingeführt wurde der 8. März als Weltfrauentag durch die Vereinten Nationen im Jahr 1921. Doch schon zuvor gab es Initiativen in mehreren Staaten, um diesen Feiertag einzuführen. Die Idee stammt von der deutschen Sozialistin Clara Zetkin, die auf der Zweiten Internationalen Sozialistischen Frauenkonferenz im Jahr 1910 vorschlug, einen Internationalen Frauentag einzuführen. Ein bestimmtes Datum wurde damals noch nicht vorgeschlagen. Mit der Einführung des Weltfrauentages sollte darauf hingewiesen werden, dass Frauen in vielen Ländern um ihre Rechte kämpften und sich möglichst viele Menschen damit solidarisieren sollten.

Warum wird der Weltfrauentag gefeiert?

Der Weltfrauentag soll vor allem darauf hinweisen, dass Gleichberechtigung ein erstrebenswertes Ziel in einer Gesellschaft ist. Gleichberechtigung bedeutet vor allem Mitbestimmung der gesellschaftlichen Prozesse. Schon August Bebel (1840-1913), einer der Begründer der deutschen Sozialdemokratie, war der Meinung: “Ohne die volle Gleichstellung und Gleichberechtigung der Geschlechter ist höchste menschliche Freiheit und Kultur unmöglich.“ Mit anderen Worten: Es musste zunächst um das Wahlrecht für Frauen gehen. Bekannt wurde in diesem Zusammenhang bereits im 18. Jahrhundert die französische Autorin Olympe de Gouges (1748-1793), die diverse Theaterstücke mit brisantem politischem Inhalt verfasst hatte und während der Französischen Revolution darauf pochte, dass die Rechte der Frauen in die Verfassung aufgenommen werden müssten. Andernfalls seien die Revolutionäre, die sich für "Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit" einsetzten, auch nicht besser als die von ihnen bekämpften "Tyrannen". Damit machte sie sich einflussreiche Feinde und endete schließlich auf dem Schafott. Der Nachwelt hinterließ sie ihre Schrift "Die Erklärung der Rechte der Frau und Bürgerin".

Während man in vielen Staaten um die Abschaffung des Zensuswahlrechts kämpfte und ein allgemeines Wahlrecht forderte, bedeutete dies meist, dass Frauen auch weiterhin von jeglicher politischer Mitbestimmung ausgeschlossen waren. Das brachte vor allem Frauen, aber auch Männer aus dem linken politischen Spektrum dazu, sich vermehrt für die völlige Gleichstellung der Frau einzusetzen. In einigen Staaten hatte man damit auch im Laufe des 19. Jahrhunderts Erfolg. In Deutschland und vielen anderen europäischen Ländern ließ die Gleichstellung allerdings noch auf sich warten. Während der Nationalversammlung in der Frankfurter Paulskirche 1848 schrieb Frauenrechtlerin Louise Dittmer: "Wohl spricht man viel von Freiheit für alle, aber man ist gewöhnt, unter dem Wort ‚alle’ nur die Männer zu verstehen." Dieses Ungleichgewicht war in vielen westlichen Gesellschaften nicht nur bei Wahlen zu spüren. Frauen besaßen in den meisten Staaten kein Recht auf Besitz oder Erwerbstätigkeit. Sie mussten einen großen Teil ihres täglichen Lebens von ihren Männern "genehmigen" lassen und waren wirtschaftlich von ihnen abhängig. Zudem verdienten Arbeiterinnen im Vergleich zu Männern deutlich weniger in den großen Fabriken und Betrieben.

Am 8. März 1857 demonstrierten amerikanische Textilarbeiterinnen in New York öffentlichkeitswirksam für bessere Arbeitsbedingungen und einen gerechteren Lohn. Denn die hauptsächlich sehr jungen Frauen mussten oft unter katastrophalen hygienischen Bedingungen ihrer Arbeit nachgehen, ohne dafür vernünftig entlohnt zu werden. Dies löste in den USA eine Welle von weiteren Streiks von Frauen in ähnlichen Situationen aus.

1870, ein Jahr vor der deutschen Reichsgründung, trat in Preußen ein neues Vereinsgesetz in Kraft. Dort hieß es in §9: "Sie dürfen keine Frauenspersonen, Schüler, Lehrlinge als Mitglieder aufnehmen; Sie dürfen nicht mit anderen Vereinen gleicher Art zu gemeinsamen Zwecken in Verbindung treten, insbesondere nicht durch Komitees, Centralorgane oder ähnliche Einrichtungen oder durch gegenseitigen Schriftwechsel [...]. Frauenspersonen, Schüler und Lehrlinge dürfen den Versammlungen und Sitzungen solcher politischen Vereine nicht beiwohnen. Werden dieselben auf Aufforderung des anwesenden Abgeordneten der Obrigkeit nicht entfernt, so ist Grund zur Auflösung der Versammlung oder der Sitzung vorhanden.“ Es war also schwer für Frauen und Mädchen, sich in einer organisierten Art und Weise mit Politik zu beschäftigen. Doch der Stein kam durch die unermüdliche Arbeit solcher Aktivistinnen wie Hedwig Dohm, Minna Cauer, Anita Augspurg, Helene Stöcker, Käthe Schirmacher oder Clara Zetkin langsam ins Rollen. 1894 gründete sich der "Bund deutscher Frauenvereine" (BDF). Acht Jahre später, im Jahre 1904, erfolgte die Gründung des "Deutschen Vereins für Frauenstimmrecht". 1908 wurde das preußische Vereinsgesetz abgeschafft, sodass der Weg für die Mitgliedschaft für Frauen in politischen Vereinen und Parteien frei war.

Am 8. März 1908 streikten die Textilarbeiterinnen in der New Yorker "Cotton"-Fabrik. Der Fabrikbesitzer ließ die Frauen daraufhin in der Fabrik einschließen. Aus ungeklärten Gründen brach kurz danach ein Feuer im Inneren der Fabrik aus und kostete 129 Frauen das Leben. Weitere Streiks und Proteste folgten. Doch die Unternehmer reagierten zunächst mit noch größerer Härte. Erst im Laufe der nächsten Jahre verbesserten sich die Arbeitsumstände der Frauen in den Betrieben.

Seitens amerikanischer Frauenrechtlerinnen der Sozialistischen Partei Amerikas (SPA) wurde im selben Jahr ein Nationales Frauenkomitee gegründet, das Demonstrationen für das Frauenwahlrecht organisierte und auch erreichte, dass sich die Suffragetten aus der bürgerlichen Mitte ihren Veranstaltungen anschlossen. Dort hatte man bereits 1909 einen Frauentag durchgeführt, der als Kampftag für das Frauenwahlrecht genutzt wurde. Diese Idee wurde auch in Europa mit offenen Armen empfangen. Mit einer starken international vernetzten Bewegung wagten sich die Frauen verschiedener Nationen schließlich an die Organisation gemeinsamer Konferenztage. Einer davon war die Zweite Internationale Sozialistische Frauenkonferenz in Kopenhagen im Jahr 1910, auf der Clara Zetkin vorschlug, einen Internationalen Frauentag einzuführen. Der Beschluss, der dort am 27. August getroffen wurde, lautete: „Im Einvernehmen mit den klassenbewussten politischen und gewerkschaftlichen Organisationen des Proletariats in ihrem Lande veranstalten sozialistische Frauen aller Länder jedes Jahr einen Frauentag, der in erster Linie der Agitation für das Frauenwahlrecht dient. Die Forderung muss in ihrem Zusammenhang mit der ganzen Frauenfrage der sozialistischen Auffassung gemäß beleuchtet werden. Der Frauentag muss einen internationalen Charakter tragen und ist sorgfältig vorzubereiten.“ Dies geschah nun auch. Da es immer wieder Ereignisse gab, die auf die Dringlichkeit ihres Anliegens hinwiesen, wurde nun auch die Öffentlichkeit immer häufiger mit der Frauenrechtsfrage konfrontiert.

Am 28. März 1911 brannte die Triangle Shirt Waist Factory in einem Obergeschoss eines New Yorker Hochhauses. 146 Menschen, vornehmlich junge Mädchen und Frauen unter 20 Jahren, kamen unter entsetzlichen Qualen zu Tode, weil die Türen verschlossen waren. Viele von ihnen sprangen aus dem achten Stock direkt vor die Füße der vielen Schaulustigen, die sich um das Gebäude versammelt hatten. Im anschließenden Prozess wurden die Fabrikbesitzer von der Anklage wegen Totschlags freigesprochen worden, da sie angaben, von den verschlossenen Türen nichts gewusst zu haben. Sie errichteten an einem anderen Standort eine neue Fabrik, ließen die Türen dort zwar nicht verschließen, aber mit schweren Maschinen zustellen. Es wurde nun auch in der informierten Öffentlichkeit immer klarer, dass Frauen ohne politische Mitbestimmung keine Chance auf eine gerechtere Behandlung innerhalb der Gesellschaften hatten.

Am 23. Februar 1917 (nach dem gregorianischen Kalender der 8. März 1917) streikten im russischen Petrograd die Arbeiterinnen im Textilgewerbe gegen die karge Versorgung mit Nahrungsmitteln. Der Streik weitete sich auf andere Branchen aus und steht am Beginn der "Februarrevolution" in Russland.

In Deutschland wurden während des Ersten Weltkriegs keine Frauentage durchgeführt. Dafür konnte man das Thema nach Kriegsende in größerem Stil angehen. Am 19. März 1919, dem Folgedatum des Gedenktags für die Gefallenen der Märzrevolution von 1848, fand der erste Internationale Frauentag statt. Neben Deutschland beteiligten sich Dänemark, Österreich-Ungarn und die Schweiz. Auch in den folgenden Jahren wurde der Tag an jeweils unterschiedlichen Daten begangen. Die SPD erhielt ungeahnten Zulauf durch die Vereinnahmung des Kampfes für das Frauenstimmrecht. Die sozialdemokratische Zeitung "Die Gleichheit" fand reißenden Absatz. Der Ball kam langsam auch in anderen Ländern ins Rollen. 1919 durften Frauen schließlich erstmals in Deutschland aktiv an einer Wahl teilnehmen. Viele Errungenschaften wurden in Deutschland und den von den Nazis besetzten Gebieten unter der NS-Herrschaft wieder zurückgefahren, aber nach dem Krieg und dem Wiedererstarken der Frauenbewegung wieder reaktiviert.

Die Geschichte beweist, dass Grundrechte für alle Menschen nicht selbstverständlich sind. Auch in anderen Ländern wurde das Frauenwahlrecht zu unterschiedlichen Zeitpunkten eingeführt. In der Schweiz durften Frauen schließlich erst seit 1971 wählen gehen, in Liechtenstein erst seit 1984.

Seit wann feiert man den Weltfrauentag?

Den Weltfrauentag feiert man seit 1921 am 8. März. Das Datum geht zurück auf die Februarrevolution in Russland, die unter anderem von streikenden Frauen eingeleitet wurde.

Wo feiert man den Weltfrauentag?

Den Internationalen Frauentag feiert man überall auf der Welt. Dieser Charakter eines Aktionstages wurde 1975 durch die Vereinten Nationen unterstrichen, die eine öffentliche Feier ausrichteten. Anlass war das Internationale Jahr der Frau. 1977 bat die UN-Generalversammlung in einer Resolution alle Staaten darum, einen Tag im Jahr der Frau und ihren Rechten zu widmen, darauf aufmerksam zu machen, dass es vielen Frauen auf der Welt immer noch an politischer Bildung fehlt, sie Opfer sexueller Gewalt sind und Frauenrechte weltweit immer noch in viel zu vielen Ländern mit Füßen getreten werden.

Mittlerweile wurde der Weltfrauentag in diesen Staaten auf der ganzen Welt zum gesetzlichen Feiertag erklärt:

Angola, Armenien, Eritrea, Burkina Faso, Georgien, Guinea-Bissau, Kasachstan, Kirgisistan, Kambodscha, Kuba, Laos, Madagaskar, Moldau, Mongolei, Nordkorea, Nepal, Russland, Sambia, Tadschikistan, Turkmenistan, Uganda, Ukraine, Usbekistan, Vietnam, Weißrussland.

In Deutschland ist der 8. März nur in Berlin und Mecklenburg-Vorpommern ein gesetzlicher Feiertag.

Wie feiert man den Weltfrauentag in Deutschland?

Der Internationale Frauentag wird in Deutschland von Menschen unterschiedlicher politischer Ausrichtungen mit Aktionen, Demonstrationen und Kundgebungen zu bestimmten Themenbereichen gefeiert. Darunter waren bereits: grundsätzliche Benachteiligung von Frauen in allen gesellschaftlichen Bereichen, sexuelle Ausbeutung, Gewalt gegen Frauen, ungleiche Löhne. 2024 lautet das Motto des Weltfrauentags: „Frauen wählen!“.

Wie feiert man den Weltfrauentag in anderen Ländern?

In Argentinien freuen sich die Frauen über Geschenke von ihren Liebsten.

In Australien ist der Internationale Frauentag gekennzeichnet durch Märsche, Podiumsdiskussionen und öffentlichen Aktionen. Prominente Vertreterinnen verschiedener Berufsgruppen äußern sich zu Gleichberechtigung, Equal-Pay-Gap und anderen Themen.

In Chile ziehen die Frauen in großen Märschen durch die Städte und tragen dabei oft grüne Taschentücher oder Bänder, die ihren Protest gegen vor allem sexualisierte Gewalt unterstreichen sollen. Hintergrund: Nur etwa acht Prozent aller angezeigten Vergewaltigungen enden für die Täter mit Verurteilungen.

In China bekommen berufstätige Frauen einen halben Tag frei, wenn die Arbeitgeber, die dazu nicht verpflichtet sind, sich damit einverstanden erklären. Viele Männer beschenken ihre Ehefrauen.

In Italien ist das Symbol des Weltfrauentages die gelbe Mimose. Als Zeichen ihrer Stärke überreichen sich Frauen dort gegenseitig Mimosenquellchen.

Die Rumänen feiern den Internationalen Frauentag fast so wie den Muttertag und verschenken Blumen oder Karten an die Frauen.

Auch in Russland werden Frauen von ihren Liebsten beschenkt.

In Spanien war der Generalstreik 2018 ein Auslöser, um den Internationalen Frauentag auch weiterhin lautstark auf die Straße zu tragen.

In England und dem restlichen Vereinigten Königreich findet drei Tage lang das Festival der WOW (Women Of The World) statt. Mit vielen Aktionen wie Diskussionen, Ausstellungen oder Vorträgen wird ein umfangreiches Programm geboten.

In den USA werden zahlreiche Kundgebungen und Vorträge zum Thema Frauenrechte organisiert.

Hat man den Weltfrauentag in der DDR gefeiert?

Die Bürgerinnen und Bürger der DDR feierten den 8. März als Internationalen Frauentag ausgiebig. Frauen wurden rote Nelken überreicht. Zudem wurden verdiente "Aktivistinnen der sozialistischen Arbeit" vom Zentralkomitee der SED zum "festlichen Beisammensein" eingeladen.

War in der DDR der Frauentag ein Feiertag?

Nein. Trotz der teils exzessiven Feierlichkeiten, war der Internationale Frauentag in der DDR kein Feiertag, sondern nur ein „Gedenktag“.

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