Düsseldorf Warnung vor IS-Attacken auf Polizisten

Düsseldorf · Das Innenministerium weist in einer internen Mitteilung auf mögliche Angriffe durch Sympathisanten des "Islamischen Staats" hin. Hintergrund ist ein Video, in dem Vermummte zeigen, wie man Polizisten mit einem Messer verletzt.

Das nordrhein-westfälische Innenministerium warnt Polizisten vor möglichen Messerangriffen durch Sympathisanten der Terrormiliz "Islamischer Staat" (IS). In einer internen Mitteilung, die der Redaktion vorliegt, weist die Behörde auf ein professionell gefilmtes Propagandavideo hin, in dem zwei vermummte Männer eine Anleitung für Angriffe mit Messern auf Polizisten geben. In der Mitteilung vom 22. März gehe es darum, "die Beamtinnen und Beamten für solche Angriffe zu sensibilisieren und über die erforderlichen Schritte zur Eigensicherung zu informieren", sagt ein Sprecher des NRW-Innenministeriums.

Konkrete Hinweise auf eine Bedrohung gibt es nach Angaben des Sprechers aktuell nicht. "Die Terroristen des sogenannten IS veröffentlichen seit längerem Videos, in denen Anhänger zu Attentaten auf ,Ungläubige' aufgerufen und angeleitet werden", sagt er. "In einem dieser Videos geht es um Messerangriffe auf Polizisten. Die NRW-Polizei hat Standbilder aus diesem Video im polizeiinternen Intranet eingestellt." Sicherheitsbehörden hatten das Video mit dem Titel "Greif sie an" auf einer Internetplattform des IS gefunden. Auf einigen der Screenshots ist das Signet von "Amaq", der IS-Propagandaagentur, zu erkennen.

Laut der Mitteilung zeigen in dem Video zwei vermummte IS-Kämpfer "exemplarisch drei Varianten zu Angriffen mit Messern, die auch durch ungeübte und zu allem entschlossene Täter umsetzbar sind". An einem gefesselten Gefangenen werde erklärt, welche Körperstellen sich für einen Angriff besonders eignen, damit die Opfer möglichst schnell verbluten. Ziele sind etwa der Bauch, die Nieren sowie die Kehle und die Beine. "Alles Bereiche, die nicht von der Sicherheitsweste der Polizisten geschützt sind", sagt Arnold Plickert, NRW-Landesvorsitzender der Gewerkschaft der Polizei (GdP). Nach den Terroranschlägen in Paris seien die Westen zwar um zwei etwa DIN-A4-große Platten vorne und hinten erweitert worden. Sie sollen Kugeln aus Maschinenpistolen aufhalten. "Aber der Hals und die Seite sind eben nicht geschützt", sagt Plickert. Deswegen findet er es sinnvoll, dass die Kollegen auf diese Szenarien hingewiesen werden - auch, weil in dem Video gezeigt wird, wie man die Polizisten so ablenkt, dass sie das verdeckt getragene Messer nicht kommen sehen.

Eine Verhaltensanweisung für die Polizisten sei mit der Mitteilung nicht verbunden, sagt der Ministeriumssprecher: "Sie sind darauf trainiert, Angriffe mit Waffen abzuwehren." Doch bereits seit einiger Zeit habe sich durch die neue terroristische Bedrohungslage das Verhalten der Polizisten im Umgang mit Personen verändert, berichtet GdP-Landesvorsitzender Plickert. "Bei einer Ansprache sagen sie etwa: ,Kommen Sie nicht näher!' Das ist neu."

Anfang des Jahres war die 16-jährige Safia S. zu sechseinhalb Jahren Haft verurteilt worden, weil sie im Auftrag des IS einen Bundespolizisten am Hauptbahnhof in Hannover attackiert hatte. Sie hatte dem 34-Jährigen knapp ein Jahr zuvor mit einem Gemüsemesser in den Hals gestochen. Er überlebte schwer verletzt. Die Jugendliche ist die erste wegen einer Terrorattacke in Deutschland verurteilte IS-Sympathisantin.

(RP)
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