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Geisel: Entführer unberührt von Renate Wallerts Leiden Vom Alltag im Dschungel

Paris (dpa). Der dramatische Gesundheitszustand der erkrankten deutschen Geisel Renate Wallert lässt ihre Entführer auf der philippinischen Insel Jolo nach Berichten anderer Verschleppten kalt. "Sie geben sich damit zufrieden, Renate jeden Morgen den Puls zu fühlen um sich zu vergewissern, dass sie noch lebt, und gehen dann mit den Worten: 'Okay, okay!'", erzählte der Franzose Stephane Loisy der Zeitung "France Soir" (Mittwochsausgabe). Nach mehr als drei Wochen in der Gewalt der Entführer leidet Wallert nach Angaben ihres Ehemannes Werner an Halluzinationen und ist häufig bewusstlos .

Renate Wallerts Sohn Marc appellierte an die philippinische Regierung, auf Angriffe auf das Rebellenlager zu verzichten. "Beim letzten Mal musste ich mit meinem Vater durch den Dreck kriechen, um da herauszukommen, und meine Mutter stundelang unter dem Kugelhagel tragen."

Französische Zeitungen berichteten am Mittwoch von weiteren Einzelheiten des Alltags der 21 Geiseln im Urwald von Jolo. Der Tag beginne um fünf Uhr Morgens mit den ersten Sonnenstrahlen. "Um 1000 Uhr haben wir dann Anrecht auf Reis mit einer halben Sardine, und dann legt man sich mit Einbruch der Nacht gegen 1800 Uhr hin," erzählte Loisy. Es sei aber unmöglich, zu schlafen. Die Platzverhältnisse seien beengt, die Beine könnten nicht ausgestreckt werden. Die männlichen Geisel bewachen die weiblichen, um sie vor Belästigungen zu schützen - zumal einer der Entführer immer bei den Geiseln übernachte.

Hinzu kämen bewusste Störungen durch die Rebellen. "Sie wecken uns, wenn sie ihre Waffen reinigen, oder auch nur, um sich zu vergnügen. Das ist moralische Belästigung, psychologischer Krieg, der selbst die Widerstandsfähigsten unter uns verschleißt. In welchem Zustand werden wir von hier wegkommen?", fragte Loisy. Die Entführten hätten sich eine Woche nicht waschen können, die Ernährung sei schlecht: "Vor zwei Tagen haben wir uns zu elf einen Sardine geteilt. Man ist von sich selbst überrascht, dass man sich versteckt, um mehr als der Nachbar zu essen oder bei den Wasserrationen zu mogeln. Es ist schrecklich, zum Tier zu werden." Der Franzose bat um rasche Hilfe. "Bei diesem Rhythmus halten wir nicht mehr lange durch."

Um die Stimmung aufzulockern, versuchten die Geiseln gemeinsam zu singen oder sich Details aus ihrem "früheren" Alltag zu erzählen. So sorge sich die Libanesin Marie Boarbes um die Zimmerpflanzen in ihrer Pariser Wohnung, die nicht begossen würden. Die Elsässerin Sonja Wendling träumt von einem gekochten Ei. Die Geiseln schließen auch Wetten auf den Termin ihrer Freilassung ab. Die größten Skeptiker hätten auf den 28. Mai gesetzt, erzählte Wendling der "Liberation".

(RPO Archiv)
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