Keine Bestätigung von deutschen Experten Verwechselte Schweizer Fluglotse die Unglücksmaschinen?

Moskau (rpo). Bei dem Flugcrash am Bodensee hat der Schweizer Fluglotse in den letzten Sekunden die beiden Unglücksmaschinen verwechselt. Die Braunschweiger Bundesstelle für Flugunfalluntersuchung wollte entsprechende Berichte russischer Zeitungen nicht bestätigen.

"Iswestija" und "Komsomolskaja Prawda" veröffentlichten am Dienstag Stenogramme des Funkverkehrs.

"Es gibt ein anderes Flugzeug, für sie auf zwei Uhr, jetzt auf 360 (36 000 Fuß)", funkte der Lotse der Zürcher Flugsicherung Skyguide 20 Sekunden vor dem Zusammenstoß an die russische Tupolew-154 der Bashkirian Airlines. "Zwei Uhr" bedeutet, dass die andere Maschine in einem Winkel von 60 Grad halb rechts voraus hätte zu sehen sein müssen. Nach Erklärungen der Zeitungen machte dieser Funkspruch aber nur für die von links kommende Fracht-Boeing 757 des Kurierdienstes DHL Sinn.

Etwa zehn Sekunden lang suchte die Tupolew-Besatzung den Boeing- Jet auf der falschen Seite. "Verdammt, wo ist er", fluchte einer der Russen der Aufzeichnung zufolge. Erst 3,8 Sekunden vor dem Aufprall sah der Boeing-Pilot die Tupolew, die Tupolew-Besatzung hatte nur 1,8 Sekunden Zeit. In beiden Fällen verzeichnet das Stenogramm: "Flüche".

Fluglotse gab Anweisungen ohne Flugzeug-Adresscode

Wenige Sekunden vor der Flugzeugkollision hat der Schweizer Fluglotse Anweisungen ohne Anrufzeichen herausgegeben. Das bestätigte die Braunschweiger Bundesstelle für Flugunfalluntersuchung. Berichte russischer Zeitungen, nach denen der Lotse die Maschinen verwechselt hat, wollte die Behörde aber nicht bekräftigen. Richtig sei, dass die russischen Piloten nicht wussten, wer gemeint war. Ebenso offen sei es, warum der Lotse die Meldung nicht an eine bestimme Maschine adressierte.

Die Schweizer Flugsicherung skyguide will sich nicht zu neuen Berichten über die mögliche Ursache der Flugzeugkatastrophe am Bodensee äußern. "Wir können keine Stellung zum Unfallhergang beziehen", sagte der skyguide-Sprecher Roger Gaberell am Dienstag in Genf auf Anfrage. Die Untersuchungen lägen einzig und allein in den Händen der deutschen Bundesstelle für Flugunfalluntersuchung (BFU) in Braunschweig und seien noch nicht abgeschlossen.

(RPO Archiv)
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