Oslo Vergewaltigte Frau in Dubai in Haft

Oslo · Der norwegische Außenminister verhandelt mit den Emiraten, um eine Freilassung zu erreichen.

 Die 24-jährige Norwegerin Marte Deborah Dalelv wurde zu 16 Monaten Haft verurteilt – obwohl sie das Opfer ist.

Die 24-jährige Norwegerin Marte Deborah Dalelv wurde zu 16 Monaten Haft verurteilt – obwohl sie das Opfer ist.

Foto: dpa

Marte Deborah Dalelv warnt Frauen davor, im Nahen Osten Ferien zu machen. In einem Fernsehinterview schildert die 24-jährige Norwegerin aus ihrem gegenwärtigen Aufenthaltsort in der Seemannskirche in Dubai von der alptraumhaften Begegnung mit einem Arbeitskollegen, der sie vergewaltigte. Von Polizisten, die sie danach wegen Trunkenheit und außerehelichem Sex ins Gefängnis steckten und arabischen Richtern, die sie letztlich zu 16 Monaten Haft in der Vereinigten Arabischen Emiraten (VAE) verurteilten. Trotz medizinischer Beweise für ihre Vergewaltigung.

"Wir fühlten uns völlig sicher, waren in einer großen Gruppe ausgegangen, Arbeitskollegen und Freunde", erzählt sie in gebeugter Haltung, mit zittriger Stimme über den Abend des 5. März. Ein Arbeitskollege, der im gleichen Hotel wohnte, sollte sie noch zu ihrem Zimmer rüberbringen, überredete die Norwegerin aber, in seinem Zimmer zu schlafen. Weil sie so betrunken war, wolle er zusehen, dass sie so am nächsten Morgen nicht zu spät zur Arbeit komme. "Ich sollte das Bett alleine bekommen, und er wollte auf dem Sofa schlafen. Ich schlief ein. Dann wachte ich am Morgen dadurch auf, dass ich vergewaltigt wurde", sagt sie dem norwegischen Fernsehsender VG-TV.

Die Polizei glaubte ihr nicht. Sie wurde verhaftet und nach vier Monaten Wartezeit nun zu 16 Monaten Haft wegen außerehelichem Sex verurteilt. "16 Monate Gefängnis ist eine sehr lange Zeit. Ich habe es nicht für möglich gehalten, dass es dazu kommt. Wir hatten schließlich medizinische Berichte, Zeugen, DNA-Tests", sagt sie. Der medizinische Bericht bekräftigt, dass sie Geschlechtsverkehr mit Gewalteinwirkung hatte.

Weil ihr Anwalt gleich Widerspruch einlegte und der norwegische Außenminister den Fall inzwischen persönlich verfolgt, durfte sie bis zur Aufnahme des Berufungsverfahrens wieder auf freien Fuß. Ihre gesamten Ersparnisse seien für den Prozess draufgegangen, sagt die junge Frau. Doch nun bekommt sie Rechtsvertretungsgeld vom norwegischen Staat. Ihr Arbeitgeber, der Multimilliardär und Ehemann von Janet Jackson, Wassim Al Mana, entließ die Norwegerin schon prompt nach der Verhaftung. Laut CNN soll auch der männliche Kollege, der sie vergewaltigt hat, entlassen worden sein. Die weltweite Kritik war so groß, dass Al Mana am Wochenende die volle Unterstützung für die Norwegerin bekanntgab.

Der norwegische Außenminister Espen Narth Eide sagte, das Urteil sei "völlig unakzeptabel", hat aber bislang den Abzug des norwegischen Botschafters abgelehnt. Man wolle lieber hinter dem diplomatischen Vorhang verhandeln, so könne man der Frau besser helfen, sagte der Außenminister. Laut dem norwegischen Rundfunk NRK steht er seit Freitag in Gesprächen mit seinem arabischen Amtskollegen, Scheich Abdullah bin Zayed Al Nahyan.

Auch die norwegische Nahostexpertin Anne Katrin Bang glaubt an eine schnelle Lösung in dem Fall. "Für Dubai und die Vereinigten Arabischen Emirate ist eine solche negative weltweite Medienaufmerksamkeit etwas völlig Ungewohntes. Die verwenden enorme Ressourcen darauf, Unternehmen und Touristen nach Dubai zu locken. Ich denke es ist höchst wahrscheinlich, dass die Diplomatie hier eine Lösung finden wird", sagte sie gestern der norwegischen Tageszeitung "Dagbladet". Sie gehe davon aus, dass der Berufungsprozess schneller einberufen wird, und die Richter das Urteil nicht bestätigen werden.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort