Niederlande und Spanien Urlaub im Hochinzidenzland – und jetzt?

Düsseldorf · Pauschalreisende können häufig kostenlos umbuchen oder stornieren. Das gilt auch für aktuelle Ferienreisen nach Spanien und auch für vorzeitige Rückflüge. Die Niederlande sind indes meist Individualreisegebiet.

 Gäste vergnüngen sich auf einem Tretboot am Strand von Paguera auf der spanischen Urlaubsinsel Mallorca (Symbolbild).

Gäste vergnüngen sich auf einem Tretboot am Strand von Paguera auf der spanischen Urlaubsinsel Mallorca (Symbolbild).

Foto: picture alliance/dpa/Clara Margais/DPA

Am 18. August beginnt in Nordrhein-Westfalen das neue Schuljahr. Ob an diesem Mittwoch abseits aller möglichen neuen Corona-Beschränkungen tatsächlich jeder Schüler auf dem angestammten Platz im Klassenraum sitzt, ist fraglich. Stattdessen könnten sich Kinder und Jugendliche noch in Quarantäne befinden, weil sie mit ihren Eltern nicht rechtzeitig aus dem Urlaub in den Hochinzidenzländern Spanien oder die Niederlande zurückgekehrt sind.

Für die beiden Länder gelten die neuen Regeln ab Dienstag. Noch bis diesen Montag um Mitternacht können Touristen mit einem negativen Corona-Test wieder nach Hause; ab Dienstag müssen alle, die nicht vollständig geimpft oder nachweislich genesen sind, für zehn Tage in Quaratäne. Wird man nach fünf Tagen negativ getestet, dann halbiert sich die Quarantänezeit.

Wer Letzteres schaffen will, sollte spätestes am Donnerstag vor dem Ferienende wieder zu Hause sein. Dann können alle Familienmitglieder sich testen lassen und müssten – ein negatives Testergebnis vorausgesetzt – nur bis zum Dienstag danach in Quarantäne bleiben. So könnten die Schulpflichtigen mittwochs pünktlich zum Unterrichtsbeginn wieder in der Schule erscheinen. Wie gesagt, das gilt für jene, die nicht vollständig geimpft oder nachweislich genesen sind.

Bei Urlaubern, die schon in Spanien unterwegs sind, herrscht indes offensichtlich Gelassenheit. „Ein erstes Feedback von der Playa Palma deutet darauf hin, dass die Gäste weiter ihren Urlaub auf Mallorca verbringen möchten. Sie fühlen sich vor Ort gut aufgehoben, meiden größere Menschenansammlungen und sind zum großen Teil schon geimpft“, sagte ein Tui-Sprecher auf Anfrage.

Deutsche Urlauber auf Mallorca, mit denen ein dpa-Reporter sprach, gaben sich recht gelassen. „Mein Mann und ich sind geimpft. Wir sind relativ entspannt, aber ein unwohles Gefühl ist auch schon dabei“, sagte Sabrina aus Remagen, die mit ihrem Mann und zwei kleinen Kindern zurzeit Urlaub auf der Insel macht. Zu Hause hätten sie einen Garten und würden die Quarantäne der Kinder in Kauf nehmen.

Vereinzelt gebe es Anfragen zu dem Thema, sagte der Tui-Sprecher. Die Zahl der Reisenden, die vorzeitig nach Hause wollten, sei aber so gering, dass man die vorzeitigen Rückflüge problemlos mit den Tuifly-Kapazitäten organisieren könne. Auch eine Stornierungswelle habe man bisher nicht beobachtet. Wer auf ein anderes Reiseziel umschwenken oder vorzeitig zurückkehren wolle, könne kostenlos umbuchen.

Auch der zweitgrößte deutsche Reiseveranstalter DER Touristik hatte bereits angekündigt, dass Gästen kostenfreie Stornierungs- und Umbuchungsmöglichkeiten angeboten würden. Bei der Fluggesellschaft Eurowings kann man ebenfalls bis 40 Minuten vor Abflug kostenlos umbuchen, wie das Unternehmen auf Anfrage mitteilte. Dagegen will Alltours nach der Hochstufung einer Region zum Hochinzidenzgebiet nicht mehr automatisch  kostenlose Stornierung und Umbuchung anbieten. Der Konzern verweist auf seine Aktion "flexibel buchen", die kostenfreie Stornierungen bis 21 Tage vor Abreise und kostenlose Umbuchungen bis 14 Tage vor der Abreise vorsehe. Danach sei eine kostenlose Stornierung nicht mehr möglich, so Alltours weiter. Die Stornogebühren laut AGB blieben wirksam – auch, wenn das Zielgebiet zum Hochinzidenzgebiet werde und damit eine Reisewarnung seitens des Auswärtigen Amtes gelte.

Generell gilt: Eine Pauschalreise kann häufig kostenlos storniert werden, wenn am Urlaubsort außergewöhnliche Umstände herrschen. Eine Reisewarnung des Auswärtigen Amtes gilt als starkes Indiz dafür, muss aber nicht von jedem akzeptiert werden. Bei individuell gebuchten Reisen, auf dem Campingplatz, die man eventuell in den Niederlanden bis zum Ende der Sommerferien gebucht habe, oder der Wohnung, die man sich über das Portal Airbnb besorgt habe, gelten immer die Stornierungsrichtlinien der jeweiligen Unterkunft. Das heißt: Jeder Anbieter kann selbst entscheiden, ob er dem Wunsch nach kostenloser Stornierung nachkommt. Der Deutsche Reiseverband DRV schätzt, dass aktuell etwa 200.000 Pauschalreisende aus Deutschland in Spanien Urlaub machen, davon 60 Prozent auf den Baleareninseln. Hinzu kommen etwa 200.000 Individualtouristen. 

Wer übrigens unentschuldigt nicht rechtzeitig am 7. August in der Schule ist, dem könnte ein Bußgeld drohen. Das kann mehr oder weniger empfindlich ausfallen, je nachdem, wie viele Tage zu spät die Schülerinnen und Schüler in den Unterricht zurückkehren. Im Höchstfall können die Behörden in den meisten Bundesländern ein Bußgeld von bis zu 1000 Euro verlangen. In Nordrhein-Westfalen liegt die Summe zwischen 80 und 150 Euro pro Tag. Ob das in diesem Fall angewandt würde, bleibt aber offen. Denn so mancher dürfte seinen Urlaub angetreten haben, bevor Spanien und die Niederlande zum Hochinzidenzland erklärt worden sind.

Mit Material der Nachrichtenagentur dpa.

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