Asylmissbrauch, Asylkritiker, Flüchtlingsschwemme Flüchtlings-Begriffe dominieren beim "Unwort des Jahres"

Flüchtlinge waren das beherrschende Thema 2015 - das schlägt sich auch bei der Wahl zum "Unwort des Jahres" nieder. Dreiviertel der Kandidaten hätten etwas mit Flüchtlingen zu tun, sagte die Sprecherin der Jury.

 Flüchtlinge (in Wermelskirchen, Archiv): "Bei den Einsendungen ist ein Thema noch nie so dominant gewesen"

Flüchtlinge (in Wermelskirchen, Archiv): "Bei den Einsendungen ist ein Thema noch nie so dominant gewesen"

Foto: Bandermann (Archiv)

Zum "Unwort des Jahres 2015" dürfte voraussichtlich ein Begriff zum Thema Flüchtlinge gewählt werden - etwa "Asylmissbrauch", "Asylkritiker" oder "Flüchtlingsschwemme". "Bei den Einsendungen ist ein Thema noch nie so dominant gewesen", sagte die Sprecherin der "Unwort"-Jury, die Darmstädter Sprachwissenschaftlerin Nina Janich (47). Dreiviertel der Wörter, die infrage kommen, haben etwas mit Flüchtlingen zu tun. "Ich vermute, dass wir aus diesem Bereich etwas nehmen." Allein der Begriff "Asylkritiker" sei mehr als 20 Mal vorgeschlagen worden.

Die Jury - im Kern vier Sprachwissenschaftler und ein Journalist - entscheide aber unabhängig und richte sich nicht danach, welcher Begriff am häufigsten vorgeschlagen werde. Das "Unwort" soll am 12. Januar 2016 in Darmstadt bekanntgegeben werden. Die Aktion gibt es seit 1991.

Insgesamt seien mehr als 1500 Einsendungen eingegangen. Am häufigsten vorgeschlagen worden seien zwar Bezeichnungen wie "Lärmpause" (so wird am Frankfurter Flughafen die Sperrung einzelner Landebahnen zur Fluglärm-Reduktion bezeichnet; mehr als 160 Nennungen), "Willkommenskultur" (über 70 mal) und "Grexit" (über 45 mal). Keiner dieser Begriffe dürfte aber nach Janichs Ansicht eine Chance haben.

Zum "Unwort des Jahres 2014" war die von Pegida-Demonstranten genutzte Parole "Lügenpresse" gewählt worden. Insgesamt hatte es rund 1250 Einsendungen gegeben.
Zum "Unwort des Jahres 2013" war "Sozialtourismus" gewählt worden, 2012 "Opfer-Abo", 2011 "Döner-Morde".

(Eine Zusammenstellung aller "Unworte" der letzten Jahre finden Sie hier).

Erst vor kurzem hatte die Gesellschaft für deutsche Sprache (GfdS) in Wiesbaden den Begriff "Flüchtlinge" als "Wort des Jahres 2015" bekanntgegeben. Die Bezeichnung sei stark im deutschen Wortschatz verankert und bringe die zentrale gesellschaftliche Diskussion auf den Punkt.

(dpa)
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