Uniklinik Herne Umstrittenes Millionen-Vermächtnis brachte Chefarzt um den Job

Herne/Bochum (dpa/lnw). Mit dem Verlust seines Jobs endete für einen Chefarzt an der Uniklinik Marienhospital in Herne der Streit um das millionenschwere Erbe eines Patienten. Nachdem die Ehefrau des Erblassers erfolgreich das Testament zu Gunsten des Mediziners angefochten hatte, wurde das Arbeitsverhältnis des Professors in gegenseitigem Einvernehmen aufgelöst.

Mit Betroffenheit habe die Klinik die Vorwürfe gegen ihren Chefarzt zur Kenntnis genommen und entsprechende Konsequenzen gezogen, teilte das Herner Marienhospital mit.

Zumindest strafrechtliche Folgen hat der geschasste Chefarzt der Geriatrie wohl nicht zu gewärtigen. Es gebe bislang keine Hinweise, dass der seinerzeit 56 Jahre alte Mediziner mit "Täuschung" oder "Drohung" gearbeitet habe, sagte der Sprecher der Bochumer Staatsanwaltschaft, Wolfgang Dörsch, der dpa am Dienstag auf Anfrage. "Ich habe den Eindruck, als habe er zumindest zeitweise sein Vertrauen gehabt", sagte Dörsch. Eine andere Frage sei: "Darf ein Arzt so etwas annehmen?"

Der Patient, ein 82-jähriger Fabrikant aus Herne, war Anfang 1998 gestorben, zwei Monate nach der Änderung seines Testaments, das den Chefarzt zum alleinigen Erben eines auf drei Millionen Mark veranschlagten Vermögens einsetzte. Entlastet werde der Professor durch ein "zeitnahes" ärztliches Gutachten, das dem Patienten volle "Testierfähigkeit" bescheinigte, so die Staatsanwaltschaft.

Der Arzt, der das Gutachten im Auftrag des Chefarztes erstellte, habe zudem nicht gewusst, dass dieser der Nutznießer des Testaments sein würde. Möglicherweise habe sich der Professor mit dem Gutachten absichern wollen, so Dörsch. Zwar sei der "Riesenberg" von Krankenakten und Vorgängen um das Testament noch nicht abgearbeitet. Eine Einstellung des Ermittlungsverfahrens sei aber wahrscheinlich. Das Problem sei eher ein "medizinisch-ethisches" und "arbeitsrechtliches".

Die Witwe des Fabrikanten hatte im April dieses Jahres am Amtsgericht in Herne Recht bekommen. Der Chefarzt hat nach Angaben der Staatsanwaltschaft seinen Verzicht auf das Millionenerbe erklärt.

(RPO Archiv)
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