Sekte war offenbar nicht negativ aufgefallen Uganda will schärfer gegen Sekten vorgehen

Kampala (dpa). Nach dem Massenselbstmord von mehreren hundert Anhängern einer Weltuntergangssekte in Uganda hat Präsident Yoweri Museveni ein härteres Vorgehen gegen solche Religionsgemeinschaften angekündigt. Museveni verurteilte am Montag den größten kollektiven Suizid seit 20 Jahren, bei dem am Freitag bis zu zu 500 Anhänger der "Bewegung für die Einsetzung der Zehn Gebote Gottes" starben.

Unterdessen begannen Gerichtsmediziner am Montag in Kanungu mit der Untersuchung der Opfer. Inzwischen geht die Polizei davon aus, das der Sektenführer, "Prophet" Joseph Kibweteere, unter den größtenteils bis zur Unkenntlichkeit verbrannten Toten ist und sich nicht - wie zunächst vermutet - vor der Wahnsinnstat abgesetzt hat.

Vor der ausgebrannten Kirche in Kanungu versammelten sich am Montag trauernde Familienangehörige und Nachbarn. Dort hatten sich am Freitag die fanatisierten Sektenmitglieder verbarrikadiert. Dann hatten sie sich und ihre Kinder mit Benzin übergossen und angezündet. Museveni zeigte sich bestürzt, "dass es Erwachsene gibt, die so barbarisch sind, ihre Kinder einer derartigen Grausamkeit auszusetzen." Die Regierung werde gegen solche Sekten und "andere gefährliche Gruppen" in dem zentralafrikanischen Land schärfer vorgehen. In den vergangenen Monaten hatte sie bereits einige religiöse Kult-Gruppen aufgelöst.

Die "Bewegung für die Einsetzung der Zehn Gebote Gottes" jedoch sei in denn vergangenen Jahren niemals negativ aufgefallen und als völlig harmlos eingeschätzt worden, sagte ein Sprecher der Regierung. Die Sekte war vor 13 Jahren von dem ehemaligen Oppositionspolitiker Kibweteere gegründet worden. Bei den meisten Sektenmitgliedern wie auch ihren Anführern handelte es sich um ehemalige Katholiken. Sie lebten auf einem Grundstück in dem südwestlichen Bauernort Kanungu, rund 320 Kilometer von der Hauptstadt Kampala entfernt.

Der Polizeichef des Landes erklärte, es gebe keinen Zweifel daran, dass es sich bei dem grausamen Akt tatsächlich um einen kollektiven Selbstmord handle. Da sich unter den Verbrannten auch zahlreiche Kinder befänden, werde in diesen Fällen wegen Mordes ermittelt. Die Untersuchungen der Forensiker gestalten sich äußerst schwierig, da die meisten Menschen bis zur Unkenntlichkeit verkohlt sind.

(RPO Archiv)
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