Karriereschub auf Italienisch: TV-Sternchen posieren für Sex-Kalender

Rom (rpo). Ohne nackte Mädels geht nichts in Italien. Zur Weihnachtszeit boomt das Geschäft mit Sex-Kalendern. Bevorzugte Modelle sind TV-Sternchen, die schon bei Fernsehshows oder am Rande von Sportsendungen allerliebst aufgefallen sind.

"Wenn ich mich nackt fotografieren lasse, steigt meine Quote", kalkuliert etwa Elisabetta Canalis kühl, eine 24-jährige Brünette, die ob ihrer lasziven Üppigkeit dieses Jahr zum großen Star der Pin-up-Kalender 2003 aufgestiegen ist. "Außerdem verdiene ich dafür so viel wie im Fernsehen in zwei Jahren."

Während die Verlage ihre Kalender lancieren, heizen Zeitungen und Zeitschriften den Markt gründlich vor. Ausführlich wurden die Kalender besprochen, Blatt für Blatt enthüllt, penibel über Privatleben und familiäre Herkunft der Damen berichtet. Höhepunkt sind ellenlange Interviews. Elisabetta gibt sich dabei besonders keck: "Das Thema dieses Interviews heißt: Ich und meine Brüste."

Mit solcher Schlagfertigkeit ist die Tochter eines Arztes und einer Lateinlehrerin aus Sardinien bisher in der sonntäglichen Fußballsendung "Controcampo" nicht aufgefallen. Weil sie sich jetzt halbnackt bis nackt auf 12 Kalenderblättern des Modemagazins "Max" durchs Jahr räkelt, soll Fußballstar Christian Vieri angeblich die ohnehin stürmische Laison ausgesetzt haben. Und auch der Pfarrer ihrer Heimatgemeinde rief sie unlängst öffentlich zur Umkehr auf.

In einer halben Million Exemplaren ist Elisabetta derzeit auf dem Markt - und schon ausverkauft. Das Geschäft boomt. "Die Klientel sind Männer zwischen 18 und 30 Jahren", beobachtet der Verkäufer an einem Kiosk unweit der Spanischen Treppe in Rom. Die jungen Männer schenken sich die heißen Kalender gegenseitig zum Fest. Kostenpunkt: zwischen 6 und 10 Euro.

Elisabettas große Rivalin heißt Luisa Corna, ist immerhin schon 37 und steht Modell für den Kalender der Polit-Zeitschrift "Panorama" aus dem Medienimperium von Ministerpräsident Silvio Berlusconi. Die Unternehmertochter hat schon eine etwas längere Fernsehkarriere hinter sich, äußerlich gilt sie als "verruchter Frauentyp". Das Januarblatt aus ihrem Kalender ist derzeit an jedem Kiosk in Italien zu sehen: Verzückt sitzt das schwarzhaarige Vollweib an einem Flügel, schwarz wie die Sünde ist auch ihr Umhang, der sich beim leidenschaftlichen Klavierspiel weit geöffnet hat.

"Ich kann es nicht verhehlen, ich fühle mich in meinem Körper wohl." Auf anderen Pin-ups bringt sich die Brünette mit den glühenden Augen in karstiger sizilianischer Landschaft in Pose oder schmachtet auf steilen Treppen in alten Landhäusern. "Luisa zwischen Hirten auf Sizilien", dichtet eine Zeitung. Sie selbst meint eher dürr: "Ein Kalender bleibt ein Kalender, ich bin nur das Anhängsel."

Eine Handvoll weiterer TV-Sternchen, die mit ihren knappen Büstenhaltern, Stöckelschuhen und winzigen Höschen jede Talkshow und Quizsendung im italienischen Fernsehen beleben, mischt derzeit beim Kalender-Geschäft mit. Die Pin-ups enden später an den Wänden von Büros, Kfz-Werkstätten oder an den Zimmerwänden italienischer Teenies. "Die Italiener sind Muttersöhnchen, deshalb ihre Leidenschaft für nackte Brüste", so versucht ein Produzent den Trend zu erklären.

Sogar einen Skandal gibt es in diesem Jahr: Ein vermeintlich besonders einfallsreicher Fotograf hat seine properen Mädels in demütiger Madonnen-Haltung abgelichtet: mit ausgebreiteten Armen, wie ans Kreuz genagelt, mit Wundmalen an den Händen. Die Bilder sollen reichlich geschmacklos sein, angeblich werden sie unter dem Ladentisch gehandelt. Appetitlicher sind da die Kalenderblätter einer Frauenzeitschrift mit den entblößten und gestählten Körpern männlicher italienischer Spitzensportler wie Fußballstar Pippo Inzaghi oder Formel-1-Rennfahrer Giancarlo Fisichella. Das Werk heißt: "Kalender der modernen Frau".

(RPO Archiv)
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