Schauspieler Jannik Schümann Hörsaal statt Kinosaal

Berlin · Schauspieler Jannik Schümann studiert Anglistik, wenn er gerade nicht vor der Kamera steht.

 Jannik Schümann sitzt mit seinen Karteikarten in einem Berliner Cafe. Hier erzählt er davon, wie er es schafft, Studium und Schauspielkarriere zu vereinbaren.

Jannik Schümann sitzt mit seinen Karteikarten in einem Berliner Cafe. Hier erzählt er davon, wie er es schafft, Studium und Schauspielkarriere zu vereinbaren.

Foto: dpa/Arne Immanuel Bänsch

Im weißen Arztkittel steht Jannik Schümann in den TV-Studios von Prag. Der Schauspieler wartet auf seine nächste Szene. In der zweiten Staffel der Krankenhausserie „Charité“, die die ARD 2019 zeigen will, spielt er einen Medizinstudenten. In seinem Kittel stecken während des Drehs kleine Karteikarten. Auf denen steht allerdings nicht sein Text. Schümann lernt für die nächste Prüfung an der Berliner Humboldt-Universität.

Seit einem Jahr studiert er Anglistik und Medienwissenschaften. „Es ist megaspannend. Ich fahre bei Wind und Wetter mit dem Fahrrad zur Uni und habe diesen Studentenstempel auf der Stirn kleben“, erzählt Schümann in einem Café in Berlin-Mitte. Er lerne öfter in solchen Läden – mit Laptop, Schreibblock und bunten Textmarkern.

50 Cent weniger im Kino zahlen, mit der Monatskarte so viel Bus und Bahn fahren, wie er will. Der 26-Jährige nennt das „die wahren Sternstunden des Studentenseins“. Auch wenn er als Schauspieler rote Teppiche und After-Show-Partys gewöhnt ist. „Ich studiere nicht, weil ich später diesen Beruf ausüben möchte, sondern um meinen Kopf mit anderen Dingen zu füllen. Ich möchte mein Wissen erweitern und nicht einschlafen.“

Damit gehört der Schauspieler zu den Ausnahmen. Karoline Herfurth („Fack Ju Göhte“) studierte einige Zeit Sozialwissenschaften, „Harry Potter“-Star Emma Watson machte 2014 ihren Abschluss in englischer Literaturwissenschaft.

Der Interessenverband Deutscher Schauspieler begrüßt es, wenn Darsteller sich neben ihrem Beruf weiterbilden. „Der nachhaltige berufliche Erfolg ist in der Regel ungewiss und nur schwer planbar“, sagte die Vorsitzende Irina Wanka. Darum sei ein zweites Standbein „sehr hilfreich“.  Im Hörsaal wusste zunächst niemand, dass Schümann Schauspieler ist. Doch allzu lange verstecken konnte er seinen Beruf nicht. Immer wieder fehlt der 26-Jährige bei Vorlesungen, weil er etwa in München für einen „Tatort“ vor der Kamera steht. Während der „Charité“-Dreharbeiten in Prag büffelte der Teilzeit-Student für seine Prüfungen, für die er extra einen kurzen Abstecher nach Berlin machen musste.

„Ich bin schon oft an den Punkt gekommen, an dem ich dachte: Warum machst du das? Aber wenn ich mir was in den Kopf setze, muss ich das durchziehen.“ Im Oktober geht das dritte Semester los. Schümann steigt erneut einen Monat später ein. Seit der vergangenen Woche dreht er unter anderem in Portugal die Romanverfilmung „Dem Horizont so nah“. Mit dabei ist dann vielleicht auch wieder ein Stapel mit Karteikarten.

(dpa)
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