Brandexperte: Tunnel wirkte wie ein Kamin

Frankfurt/Main (dpa). Frankfurt/Main/Düsseldorf (dpa) - Bei der Feuerkatastrophe am Kitzsteinhorn in Österreich hat nach Einschätzung von Brandexperten der Kamineffekt im Tunnel verheerend gewirkt. Wegen der starken Neigung des Tunnels seien die Flammen von unten mit Luft versorgt worden, sagte der Frankfurter Feuerwehrdirektor Reinhard Ries der dpa. "Das funktioniert wie ein Schornstein."

Dieser Kamineffekt, der durch die beiden Tunnelöffnungen entstanden sei, lässt den Opfern kaum eine Chance, wie der Tunnelbrandexperte der Düsseldorfer Berufsfeuerwehr, Ulrich Cimolino, sagte. "Es wird im Tunnel sehr schnell sehr heiß und es entsteht eine unheimlich dichte Rauchschicht." Die Temperaturen erreichten dabei bis zu 1 000 Grad.

In aller Regel würden die Opfer wegen des dichten und bei Verbrennen von Kunststoffen auch sehr giftigen Rauches ersticken. "Nach wenigen Atemzügen in dichtem Rauch wird man bewusstlos, nach insgesamt rund 15 Minuten sind die Opfer tot", sagte Cimolino. Möglicherweise sei auch die Kleidung der Skifahrer ein Grund für das schnelle Ausbreiten des Feuers und die hohe Zahl der Opfer gewesen. Die Kunstfasern seien alles andere als schwer entflammbar.

Der Tunnel sei außerdem - anders als viele Straßentunnel - sehr schmal und auf die Größe der Bahn zugeschnitten, ergänzte Ries. Dadurch seien die Flucht- und Rettungsmöglichkeiten eingeschränkt. Es gibt zudem keinen Fluchtstollen. Ein solcher, parallel zur betroffenen Röhre verlaufender Stollen ist nach Meinung von Cimolino aber die wichtigste Möglichkeit zur Rettung. Nur so könnten die Betroffenen schnell dem Rauch und den Flammen entfliehen. Wer versuche, in der Zugrichtung des Rauchs zu entkommen, habe in aller Regel keine Chance. "Am besten wäre es wohl gewesen, durch die Flammen nach unten zu laufen, aber wer weiß das schon", sagte der Experte weiter.

(RPO Archiv)
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