Tauziehen zwischen Frankreich und den USA Todesstrafe gefährdet Auslieferung von Arzt-Mörder

Washington/Paris (rpo). Zwischen Frankreich und den USA hat ein gerichtliches Tauziehen um die Auslieferung des 46-jährigen James Kopp begonnen. Dem Amerikaner wird die Ermordung eines Abtreibungsarztes zur Last gelegt. Die französische Staatsanwaltschaft verweigert die Auslieferung, solange Kopp in den USA die Todesstrafe droht.

Frankreich habe keine andere Wahl, sollten die USA keine Garantie für einen Verzicht auf die Todesstrafe geben, sagte Anklagevertreterin Christine Le Crom in der westfranzösischen Stadt Dinan. Nach dem 92 Jahre alten Auslieferungsvertrag zwischen den USA und Frankreich darf kein Täter, der von den Franzosen übergeben wird, eine höhere Strafe als in Frankreich erhalten. Dies führte schon zu einer Serie von Konflikten. In einem besonders Aufsehen erregenden Fall verweigerte Frankreich jahrelang die Auslieferung von Ira Einhorn, der in Philadelphia seine Freundin umgebracht haben soll.

Kopp, der zu den zehn meistgesuchten Verbrechern in den USA gehörte, war am Donnerstag in einer Postfiliale von Dinan festgenommen worden. Er wird beschuldigt, 1998 im US-Staat New York den Abtreibungsarzt Barnett Slepian erschossen zu haben.

Eine US-Bundesstaatsanwältin in New York sagte, sie würde einen Verzicht auf die Todesstrafe erwägen. Kopp drohen in den USA wegen der Tat Prozesse vor einem staatlichen und einem Bundesgericht. Im staatlichen Verfahren ist er in Abwesenheit wegen so genannten Mordes zweiten Grades angeklagt worden. Das entspricht in der deutschen Rechtsprechung dem Totschlag. In diesem Fall droht ihm maximal lebenslange Haft. Im Bundesverfahren könnte ihm dagegen eine Verurteilung wegen Anwendung tödlicher Gewalt zur Verhinderung verfassungsrechtlich erlaubter Abtreibungen die Todesstrafe einbringen.

Kopp hatte bei seiner Festnahme keinen Widerstand geleistet. Er trug einen falschen Pass bei sich. Auf der Post in Dinan wartete er gerade auf ein Paket, als die Polizisten zuschlugen, sagten französische Beamte. Der Direktor der amerikanischen Kriminalpolizei FBI, Louis Freeh, teilte mit, Kopp habe eine Geld-Lieferung erwartet. Danach habe er sich in ein anderes Land absetzen wollen. In New York wurden am Donnerstag zwei mutmaßliche Fluchthelfer festgenommen.

Kopp, der in Anti-Abtreibungskreisen unter dem Spitznamen "Atomhund" bekannt ist, soll Slepian im Oktober 1998 im US-Staat New York aus dem Hinterhalt erschossen haben. Der Täter feuerte durch das Küchenfenster und tötete den 52 Jahre alten Arzt und Vater von vier Kindern vor den Augen seiner Familie. Auch die kanadischen Behörden haben im Zusammenhang mit Anschlägen auf drei Abtreibungsärzte nach Kopp gefahndet. In diesen Fällen kamen die Opfer aber mit dem Leben davon.

(RPO Archiv)
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