Selfcare-Trend auf TikTok Neue Arbeitskultur – worum es beim „Bare Minimum Monday“ geht

Düsseldorf · To do or not to do? Das ist wohl die Frage, die sich Menschen stellen, die auf den jüngsten Arbeitstrend setzen, dem „Bare Minimum Monday“. Warum die TikTok-Influencerin Marisa Jo Mayes damit den Nerv der Generation Z trifft.

 Erst einmal in Ruhe einen Kaffee trinken, bevor es am Montag mit der Arbeit los geht. Das ist die Strategie von TikTokerin Marisa Jo Mayes, die sie „Bare Minimum Monday nennt.

Erst einmal in Ruhe einen Kaffee trinken, bevor es am Montag mit der Arbeit los geht. Das ist die Strategie von TikTokerin Marisa Jo Mayes, die sie „Bare Minimum Monday nennt.

Foto: dpa-tmn/Christin Klose

Am Sonntag schon an Montag denken, To-Do-Listen für den ersten Tag der Arbeitswoche erstellen? Viele Arbeitnehmer und Selbstständige können den Sonntag spätestens am Nachmittag nicht mehr genießen. Das Phänomen ist auch als Sonntags-Blues, Sonntags-Angst oder auch Sonntags-Depression bekannt. Der Influencerin Marisa Jo Mayes erging es ebenso. "Ich wachte montags auf und war total ausgebrannt und unproduktiv", sagte die 29-jährige selbstständige TikTokerin (itsmarisajo), die den Begriff „Bare Minimum Monday“ bekannt gemacht hat, der New York Post. "Und weil ich so unglücklich darüber war, wie unproduktiv ich war, habe ich mir eine lange Liste mit Dingen gemacht, die ich erledigen musste." Am Ende des Tages sei die Perfektionistin von dem selbst auferlegten Druck überwältigt gewesen, weil sie ihre Aufgaben kaum erledigen konnte. Sie fürchtete sich so sehr vor dem Montag, dass ihre wöchentlichen "Sonntagsängste" sie - und ihre Arbeitsmoral - lähmten.

Mayes zog die Konsequenzen und machte sich Gedanken über ihr Verhältnis zur Arbeit, Produktivität und zu sich selbst. Ihre neue Strategie kann auch als "Burnout-Präventionsstrategie" bezeichnet werden: Den Montag langsam und ruhig angehen, nur die aller wichtigsten Aufgaben für den Tag erledigen. Keine Zusatzaufgaben, nicht mehr leisten als erwartet wird, ist das Credo von der in Atlanta/USA lebenden Unternehmerin. Der „Bare Minimum Monday“ war geboren. „Arbeit ist nicht das Wichtigste, Du bist es“ endet ihr Video, in dem sie erklärt wie sie nun ihren Montag gestaltet. Die Influencerin verbreitete ihr Video auf TikTok und traf damit den Nerv der Generation Z.

Jennifer Moss, Autorin von The Burnout Epidemic: The Rise of Chronic Stress and How We Can Fix It" räumt mit einer falschen Annahme zu diesem Trend auf. „Es geht nicht darum, dass man nichts tut", sagt sie dem Online-Portal „Well+Good“, „… sondern darum, die Arbeit besser zu machen.“ Mayes Aussage, dass sie mit weniger Druck sogar produktiver geworden sei, scheint die Aussage von Moss zu bestätigen.

Damit reiht sich dieser neueste Trend ein in die Rebellion der Generation Z gegen die sogenannte „hustle-cultur“, auch bekannt unter Begriffen wie “burnout culture”, “workaholism” oder “toxic productivity”. Der Begriff bezeichnet eine Haltung oder Arbeitskultur, in der über die (körperliche) Belastungsgrenze hinaus gearbeitet wird. Die Diskussion über eine Vier-Tage Woche passt in diese neu aufkeimende Arbeitskultur.

„Bare Minimum Monday“ nur für Selbstständige?

Für Influencerin Mayes ist es kein Problem, den Montag stressfrei und in Ruhe angehen zu lassen. Die 29-Jährige ist selbstständig, arbeitet von zu Hause und ist auch keine Mutter. Es sei für alle, die nicht von zu Hause aus arbeiten oder nicht selbständig sind, einfach nicht durchführbar, lautet die Kritik einer Nutzerin. Die Influencerin greift das auf und erklärt in einem weiteren Video wie Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer ihr Prinzip eines „Bare Minimum Monday“ umsetzen können. In dem Video wird deutlich, was der Kerngedanke von Mayes ist. An einer Stelle heißt es: „Eine Sache, die ihr geholfen hat, als sie noch angestellt war, zu überlegen, wo mache ich mir selber unnötig Druck.“ Letztendlich geht es beim „Bare minimum Monday“ genau darum. Den Druck rauszunehmen und stressfrei in die neue Arbeitswoche starten. Es ist eine Strategie, die für manche Menschen, insbesondere Perfektionisten und Burnout-Gefährdete ein Weg sein kann, um nicht in diese Falle zu geraten.

Wie dieser neueste Trend bei Angehörigen älterer Generationen ankommt, wird sich zeigen. Die neigt dazu, Kostenpflichtiger Inhalt die Einstellung der Generation Z zur Arbeit als anspruchsvoll zu bezeichnen. Das Verständnis von Work-Life-Balance driftet bei den Generationen auseinander. Sich selber wichtiger als die Arbeit nehmen, ist älteren Semestern fremd. Der „Bare minimum Monday“ könnte da wieder für Diskussionsstoff sorgen.

(dw)
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