Nur Staatsakt statt Feuerwerk und Feiern Thronwechsel in Luxemburg

Luxemburg (dpa). Die vergnügte Festlaune der Luxemburger und ihre Vorfreude auf den Thronwechsel sind einer gedämpften Stimmung gewichen: Nach dem schweren Autounfall von Prinz Guillaume vor rund drei Wochen bei Paris verschob die Regierung den ursprünglich für den 28. September geplanten Staatsakt und sagte Feuerwerke, Konzerte sowie Paraden vorläufig ab.

Mit Schädelbasisbruch lag der jüngste Sohn von Großherzog Jean seitdem im Koma. Auch wenn der Gesundheitszustand des 37 Jahre alten Prinzen noch keinen Anlass zum Jubeln gibt: Großherzog Jean will sein Zepter trotzdem am kommenden Samstag an seinen ältesten Sohn, Erbgroßherzog Henri, übergeben - wenn auch in weniger prunkvollem Rahmen.

Am Freitagabend wird sich Großherzog Jean über Fernsehen und Radio zum letzten Mal als Staatsoberhaupt in einer Rede an seine rund 426 000 Untertanen wenden. Am Samstagvormittag dankt der 79-jährige Regent im großherzoglichen Palais im Beisein der luxemburgischen Regierung dann ab. In diesem Moment wird Erbgroßherzog Henri das neue Staatsoberhaupt des kleinsten Staates der Europäischen Union. Kurz darauf wird der 45-Jährige in der Abgeordnetenkammer dem luxemburgischen Volk und seiner Verfassung die Treue schwören.

Die Untertanen können den Staatsakt auf Großleinwänden in der Stadt verfolgen. Ansonsten bleibt die Großfamilie unter sich. Eingeladen wurden nur der belgische König Albert II., Bruder von Großherzogin Josephine-Charlotte, und Königin Paola sowie die niederländische Königin Beatrix mit Prinzgemahl Claus. Ein Gala-Abend mit Prinzessinnen und Prinzen aus europäischen Adelshäusern wurde abgesagt.

Doch die beliebte und als volksnah geschätzte großherzogliche Familie wird ihren Untertanen nicht nur aus der Ferne vom Balkon zuwinken. Mehrere Male wird der neu gekürte Großherzog Henri mit seiner Frau Maria Teresa an diesem Tag durch die Straßen Luxemburgs laufen und die Glückwünsche seines Volkes persönlich entgegennehmen. Sogar dem Wochenmarkt will er einen Besuch abstatten. Ausklingen wird der Tag mit Empfängen und einem Dankgottesdienst der katholischen Herrscherfamilie, den der Luxemburger Erzbischof Fernand Frank in der Kathedrale zelebrieren wird.

Das gleichzeitig geplante Volksfest mit Konzerten, Musikparaden und Feuerwerk fällt jedoch aus. Zu wenig ist den Luxemburgern nach dem schweren Unfall des beliebten Prinz Guillaume nach ausgelassenen Feiern zumute. Großherzog Jean reagierte auf die Schreckensnachricht jedoch mit großer Disziplin: Der Thronwechsel sei ein Staatsakt, der Unfall dagegen eine persönliche Angelegenheit, mit der seine Familie so wie andere auch zurecht kommen müssten.

Inzwischen hat sich Guillaumes Zustand etwas gebessert. Ende der vergangenen Woche stellten die Ärzte fest, dass sein Bewusstsein allmählich zurückkehre. Am Montag konnte er sogar die Intensivstation verlassen und wurde auf eine normale Station verlegt. Wenn es ihm wieder besser geht, will die Regierung Feiern und Paraden nachholen. Vielleicht werde der Nationalfeiertag am 23. Juni größer gefeiert, als sonst, sagte ein Regierungssprecher: "Auf jeden Fall soll Prinz Guillaume dann mitfeiern können."

(RPO Archiv)
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