Ferieninsel in den Niederlanden Pottwal vor Texel ist gestorben

Den Helder · Vor der niederländischen Ferieninsel Texel hat ein Pottwal zwei Tage ums Überleben gekämpft. Am Dienstagabend ist er verendet. Das Tier ist nach Schätzungen zwischen 15 und 18 Metern groß.

 Der Pottwal, der vor Texel ums Überleben kämpft, treibt im Wasser.

Der Pottwal, der vor Texel ums Überleben kämpft, treibt im Wasser.

Foto: SOS Dolfijn

Zwischen der niederländischen Ferieninsel Texel und dem Fährübersetzer in Den Helder war am Montagabend der Pottwal gesichtet worden, der sich vermutlich dorthin verirrt hat. Wie das Niederländische Strandungs-Netzwerk für Meeressäugetiere, SOS Dolfijn, mitteilte, war das Tier wahrscheinlich krank oder geschwächt und desorientiert. Offenbar war es von seiner ursprünglichen Route abgekommen. Am Dienstagabend meldet SOS Dolfijn, dass der Wal verendet ist. Der Kadaver soll nun nach Harlingen gebracht und in der Universität Utrecht untersucht werden.

Nach ersten Schätzungen der Umweltschützer handelt es sich bei dem Wal um ein ausgewachsenes Tier mit einer Länge zwischen 15 und 18 Metern. Die niederländische Küstenwache hatte vorbeugende Maßnahmen getroffen, um den Schiffsverkehr durch den Wal nicht zu behindern und eine Kollision zu vermeiden.

Der Pottwal trieb lange Zeit an der Wasseroberfläche und bewegte sich nur wenig. „Das ist ein untypisches Verhalten für einen Wal. Zudem ist es für einen Pottwal schwierig, aus der Nordsee hinaus zurück in seinen normalen Lebensraum zu finden“, heißt es in der auf Texel erscheinenden Zeitung Texelse Courant.

Pottwale verenden an der Küste von Texel
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Pottwale verenden an der Küste von Texel

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Foto: dpa, bjw

Am Dienstagnachmittag sagte eine Sprecherin von SOS Dolfijn unserer Redaktion noch, dass sie in dieser traurigen Situation fast nichts anderes tun können, als abzuwarten, dass der Wal wieder zu Kräften kommt und den Weg zurück ins Meer findet. Dass die Tierschützer das Tier am Dienstagmittag nicht mehr in dem Bereich gefunden haben, in dem es sich vorher ausschließlich aufgehalten hatte, gab schon wenig Hoffnung. „Vielleicht konnte er einfach nicht gesichtet werden wegen des starken Wellengangs. Aber vielleicht heißt das auch, dass er den Bereich verlassen hat und seine ursprüngliche Route wiedergefunden hat“, sagte Jolanda Meerbeek von SOS Dolfijn. Doch am Abend gab es Gewissheit: Das Tier war gestorben.

Erste Überlegungen der Tierschützer, den Wal zu verscheuchen und ihn so aus der Nordsee zu vertreiben, machten wenig Sinn. „Das würde dem Tier nicht helfen, um in seine ursprüngliche Route zurückzufinden, sondern lediglich zusätzlichen Stress verursachen. Darum haben wir vorläufig beschlossen, das Tier in Ruhe zu lassen, in der Hoffnung, dass es den Weg von selbst zurückfindet“, zitiert das Medium SOS Dolfijn.

Die Überlebenschancen von Pottwalen in der Nordsee sind gering – allein schon aufgrund des Nahrungsmangels. Pottwale sind Tiere, die in große Tiefe tauchen können und die sich dort vor allem von Tintenfischen ernähren. Dieses Angebot sei in der Nordsee zu gering, und darum würden die Chancen für das Tier von Tag zu Tag geringer, weil es täglich weiter geschwächt würde. Zudem ist die Nordsee für ein Meer recht flach, stark befahren und das Wasser relativ trüb. Besonders gefährlich vor der Küste von Texel sind die dort vorkommenden Sandbänke.

Im Süden breitet sich vor der Küste die Sandbank „De Razende Bol“ aus. Dort und entlang der gesamten Westküste kommt es immer wieder einmal zu Strandungen von Walen; im Januar 2016 etwa  strandeten gleich fünf Pottwale am Strand der Insel, die trotz einer groß angelegten Rettungsaktion nicht gerettet werden konnten. Im Sommer 2017 hatte der angespülte Kadaver eines verendeten, gut 19 Meter großen Finnwals an der Küste für großen Wirbel gesorgt, weil dessen Skelett vollständig erhalten war. Dieses wird zurzeit noch in Friesland vom niederländischen Präparator Chris Walen aufbereitet und soll demnächst auf Texel in der dortigen Meeresforschungsstation Ecomare ausgestellt werden.

Ausgewachsene Pottwal-Männchen können über 20 Meter groß und über 50 Tonnen schwer werden. Damit sind sie die größten bezahnten Tiere der Erde. Vor allem die Männchen legen jährlich weite Strecken zurück und schwimmen dabei bis in die Polarmeere.

(oli/see)
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