Dortmund "Tatort": Absurdes Theater in Dortmund

Dortmund · Am Ende klettert Kommissar Faber (Jörg Hartmann) über das Geländer, steht auf dem Rand des Daches seiner alten Grundschule und guckt traurig über die öde Stadt. Er springt natürlich nicht. Mit dem neuen Dortmund-"Tatort", dessen erste Folge nach der Lokal-Premiere vom Freitag am 23. September in der ARD ausgestrahlt wird, betreibt der WDR seinen ganz eigenen "Strukturwandel".

Früher waren "Tatort"-Kommissare von der Ruhr gradlinige Typen (Haferkamp, 1974-1980) oder harte Kerle (Schimanski, 1981-1990), nun ist es ein verstörter Depressiver, dessen Rollen-Ausgestaltung wohl tiefsinnig gemeint, aber weitgehend blödsinnig geraten ist. Faber ermittelt nicht wirklich, sondern spielt in Ich-Form nach, was der Täter wohl so gedacht, gemacht und gefühlt haben könnte; absurdes therapeutisches Theater im Polizeipräsidium. Dann sitzt er auf dem Boden vor einem Aktenschrank und starrt wieder. "Mögen Sie keine Stühle?", fragt seine Kollegin Martina Bönisch (Anna Schudt), die wohl die personifizierte Midlife-Krise sein soll. "Von Stühlen aus sieht alles gleich aus", raunt Faber. Was genau die Funktion des zweiten Ermittler-Duos Nora Dalay (Aylin Tezel) und Daniel Kossik (Stefan Konarske) sein soll, ist wohl auch den Drehbuch-Entwicklern noch nicht klar. Zum Auftakt sind sie vor allem jung und sexy, zwei Schubladen-Charaktere wie aus einer "Cobra 11"-Folge, die zur Strafe einen Opel als Dienstwagen bekommen haben. Dass dem Zuschauer diese misslungene Melange missfallen könnte, stört den WDR wenig. Folge 2 ist bereits abgedreht und kommt im November.

(RP)
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