Rund 130 Stundenkilometer Geschwindigkeit Sturm tobt über Deutschland - drei Tote

Frankfurt/Main (rpo). Ein schwerer Sturm ist über Deutschland hinweggefegt. Vor allem im Norden wüteten orkanartige Böen mit Windgeschwindigkeiten bis zu 180 Stundenkilometern. Mindestens drei Menschen kamen ums Leben.

Das Orkantief "Anna" hat am Dienstag über Deutschland gewütet und eine Spur der Verwüstung hinterlassen.

Drei Menschen wurden von Bäumen erschlagen, zahlreiche weitere verletzt. Im Norden tobten Böen mit Windgeschwindigkeiten von 180 Stundenkilometern. Massenweise wurden Bäume abgeknickt, Dächer abgedeckt und Schilder umher geschleudert.

Straßen und Bahnstrecken waren teils stundenlang blockiert und Polizei und Feuerwehr im Dauereinsatz. In den Hochwassergebieten drohten Regenfälle die Lage weiter zu verschärfen.

Im niedersächsischen Leer wurde ein Familienvater, der mit seinen beiden Kindern im Auto unterwegs war, während der Fahrt von einem Baum erschlagen. Die Kinder blieben nach Angaben des Lagezentrums unverletzt. In Hamburg erschlug ein Baum zwei Frauen, als sie auf einem Parkplatz aus ihrem Auto stiegen. In Bielefeld wurde ein älteres Ehepaar beim Spazierengehen von einem herab fallenden Ast schwer verletzt. In Lünen fügte ein umgeknicktes Baustellenschild einem 70-Jährigem schwere Verletzungen zu.

In Schleswig-Holstein wurden mehrere hundert Bäume entwurzelt und blockierten vielerorts den Straßenverkehr. Die Polizei warnte die Bürger, ihre Häuser zu verlassen. Allein auf Sylt wurden 15 Häuser abgedeckt, wie die Polizei mitteilte. In Marne im Kreis Dithmarschen und in Norderstedt bei Hamburg fiel am späten Nachmittag der Strom aus. Mit 180 Stundenkilometern Geschwindigkeit wurden die stärksten Windböen im Kreis Dithmarschen gemessen. Nahezu alle Brücken über den Nordostseekanal waren gesperrt. Zahlreiche Zugverbindungen im Land blieben unterbrochen, die Bahnpassagiere müssen auf Busse umsteigen.

Auf der Bundesstraße 5 bei Witzwort wehte der Wind einen Wohnwagen um; dem Fahrer des Gespanns passierte jedoch nichts. In Glückstadt wurde ein Toilettenhäuschen durch die Luft gewirbelt.

In Hannover fiel ein Baum auf eine fahrende Straßenbahn; es blieb jedoch bei Sachschaden. In Hamburg kippten Bäume auf Autos, U-Bahngleise und Straßen. Die Rettungskräfte zählten bis 18.00 Uhr 850 Einsätze. Die U-Bahn musste der Verkehr teilweise einstellen; auch der Bahnverkehr wurde behindert.

Zwischen Bremerhaven und Bremen stürzte ein Baum auf eine Oberleitung, so dass der Bahnverkehr unterbrochen wurde. An der Autobahn 28 zwischen Leer und Oldenburg knickte der Sturm Tannen um, so dass sie über den Seitenstreifen und die rechte Spur ragten. In Bremen verzeichnete die Feuerwehr bis zum frühen Abend annähernd 60 Notrufe wegen umgeknickter Bäume.

In ökologisch ausgerichteten Expo-Siedlung auf dem Kronberg wurden durch den Sturm bei vier Häusern oder zusammen auf 100 Meter Länge die aus Solarplatten bestehenden Dächer abgedeckt. Die vier Häuser und gegenüberliegende Gebäude mussten evakuiert werden. Im Regierungsbezirk Lüneburg warf der Sturm einen PKW-Anhänger und einen LKW-Anhänger um.

Wegen starken Seitenwinds stürzte in der nordrhein-westfälischen Gemeinde Gescher ein Lkw-Anhänger von der Fahrbahn ab. In der Ortschaft Heek wurde ein unbeladener Lkw von der Fahrbahn geweht.

Verschärfte Lage in Hochwassergebieten

Neue Regenfälle drohten die Lage in den Hochwassergebieten weiter zu verschärfen. Laut Wetterdienst ist der Boden vielerorts gesättigt, so dass der Regen schneller als sonst die Flüsse anschwellen lässt. Vor allem in Norddeutschland werden die Niederschläge demnach sehr ergiebig sein. Mit einer Entschärfung der Situation sei erst in der zweiten Wochenhälfte zu rechnen.

(RPO Archiv)
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