Neue Studie der Umweltagentur Mehr als 400.000 Europäer sterben jährlich an Folgen der Luftverschmutzung

Kopenhagen · Umwelteinflüsse stehen in Europa in Zusammenhang mit mehr als 630.000 Todesfällen. Ein Report der Umweltagentur nennt schlechte Luftqualität als besonders gravierenden Risikofaktor. Die Werte sind jedoch besser als vor 30 Jahren.

Nebliger Rauch aus Schornsteinen hängt über der Innenstadt von Mailand - die europäische Umweltagentur hat Luftverschmutzung als größtes Umweltrisiko ausgemacht.

Nebliger Rauch aus Schornsteinen hängt über der Innenstadt von Mailand - die europäische Umweltagentur hat Luftverschmutzung als größtes Umweltrisiko ausgemacht.

Foto: dpa/Claudio Furlan

Fast jeder achte Todesfall in der EU steht einer Studie zufolge in Zusammenhang mit nachteiligen Umwelteinflüssen. 630.000 Todesfälle im Jahr 2012 in der Europäischen Union - zu der damals noch Großbritannien gehörte - könnten auf Umweltverschmutzungen zurückgeführt werden, heißt es in der Untersuchung der Europäischen Umweltagentur (EEA). Dies entsprach einem Anteil von 13 Prozent. Die Daten von 2012 sind die jüngsten, die für die Studie vorlagen.

Das größte Risiko geht für die Gesundheit der EU-Bürger von der Luftverschmutzung aus: Mehr als 400.000 Menschen sterben demnach jährlich vorzeitig an den Folgen von schlechter Luft. Die Situation hat sich jedoch verbessert: 1990 lag die Zahl der darauf zurückgehenden, vorzeitigen Todesfälle noch bei einer Million.

Zudem führt Lärmbelastung zu 12.000 vorzeitigen Todesfällen heißt es in dem Bericht. Auch Auswirkungen des Klimawandels hätten zunehmend ihren Anteil, Hitzewellen und Überschwemmungen zum Beispiel. Menschen in städtischen Umgebungen seien von den Folgen des Klimawandels besonders betroffen, sagte Catherine Ganzleben von der EEA. Weitere von der Umweltagentur genannte Faktoren sind chemische Verbindungen, auf zu starken Antibiotika-Einsatz zurückgehende Resistenzen bei Krankheitserregern und verschmutztes Trinkwasser.

Auffällig sei zudem der deutliche Unterschied zwischen den Ländern in Ost- und Westeuropa. In vielen osteuropäischen Länder sei die Rate vorzeitiger Tode durch Umweltfaktoren sehr viel höher als in Westeuropa. Den höchsten Anteil an Todesfällen in Zusammenhang mit Umweltbelastungen habe Bosnien und Herzegowina (27 Prozent), den niedrigsten hätten Island und Norwegen (9 Prozent). Auch in Deutschland ist die Situation demnach vergleichsweise gut.

Umweltverschmutzung wird insbesondere mit Krebserkrankungen sowie Erkrankungen des Herzkreislaufystems und der Atemwege in Verbindung gebracht. Die EU-Umweltagentur betonte, dass Todesfälle durch diese Krankheiten mittels der Beseitigung von "Umweltrisiken" verhindert werden könnten.

„Während wir in Europa Verbesserungen in der Umwelt und im Green Deal einen klaren Fokus auf eine nachhaltige Zukunft sehen, zeigt der Bericht, dass Maßnahmen erforderlich sind, um die am stärksten gefährdeten Personen in unserer Gesellschaft zu schützen“, sagte EEA-Exekutivdirektor Hans Bruyninckx. Armut gehe häufig mit dem Leben in einer belasteten Umwelt und schlechter Gesundheit einher.

(juju/AFP/dpa)
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