Mutmaßlicher Hacker-Angriff am 24. Februar Störung bei Fernwartung von Windkraftanlagen dauert an

Aurich · Die Kommunikation für die Fernwartung Tausender Windräder in Europa ist nach einem mutmaßlichen Cyber-Angriff gestört. Für einen Teil der Anlagen hat der Hersteller nun bereits Ersatzhardware beschafft. Doch bis alle wieder angebunden sind, dürfte es noch Wochen dauern.

  Windräder stehen auf einem Feld. Rund drei Wochen nach einer mutmaßlichen Cyber-Attacke dauert die Störung der Fernwartung von Tausenden Windkraftanlagen in Zentraleuropa an.

 Windräder stehen auf einem Feld. Rund drei Wochen nach einer mutmaßlichen Cyber-Attacke dauert die Störung der Fernwartung von Tausenden Windkraftanlagen in Zentraleuropa an.

Foto: dpa/Julian Stratenschulte

Rund drei Wochen nach einer mutmaßlichen Cyber-Attacke dauert die Störung der Fernwartung von Tausenden Windkraftanlagen in Zentraleuropa an. Mittlerweile seien jedoch rund 15 Prozent der insgesamt 5800 betroffenen Anlagen wieder an die Satellitenkommunikation angebunden, teilte ein Sprecher des Windenergieanlagen-Herstellers Enercon in Aurich in Ostfriesland der Deutschen Presse-Agentur mit. Demnach habe man mit Partnerfirmen begonnen, Modems, also die beschädigte Hardware in den Anlagen, auszutauschen. Bei einigen Windparks wurde die Kommunikation über den LTE-Standard im Mobilfunknetz wieder aufgebaut. Die verbleibenden Windparks, die für die Fernsteuerung nicht erreichbar sind, will Enercon nach und nach abarbeiten.

Bis alle Anlagen zur Wartung aus der Ferne wieder angesteuert werden können, dürfte allerdings noch einige Zeit vergehen. Da viele Unternehmen weltweit nach der Störung neue Hardware benötigten, komme es aktuell zu Lieferverzögerungen bei den erforderlichen Modems. Enercon geht daher davon aus, dass es noch „einige Wochen“ dauern werde, bis alle Windkraftanlagen mit neuen Modems ausgerüstet und wieder an die Kommunikation angebunden sein werden. Laut dem Konzern sind in allen Bundesländern Windräder betroffen.

Die Fernüberwachung und -steuerung der Anlagen mit einer Gesamtleistung von elf Gigawatt ist seit dem 24. Februar, dem Tag des russischen Angriffs auf die Ukraine, nur noch eingeschränkt möglich. Energiepolitiker halten einen Angriff russischer Hacker auf das Satellitennetzwerk, über das unter anderem mit den Windkrafträdern kommuniziert wird, für möglich. Auch Enercon selbst geht von einer Cyber-Attacke aus. Da die Anlagen zur kritischen Infrastruktur zählen, hatte der Konzern den Vorfall an das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) gemeldet.

Die Netzbetreiber haben laut Enercon nach wie vor uneingeschränkt Zugriff auf die Anlagen, um deren Verhalten im Stromnetz zu steuern. Die Anlagen sind in Betrieb und produzieren Energie. Die Störung beeinträchtigt jedoch den Kommunikationskanal des Service zu den Anlagen. Im Falle eines Problems könnte die Störung nicht aus der Ferne behoben werden, ein Team müsste zur Anlage fahren. Das sei in den vergangenen Wochen aber nicht häufiger als im normalen Rahmen passiert, sagte ein Enercon-Sprecher. Die Anlagen liefen „sehr zuverlässig“ im Automatikmodus.

Laut dem Windanlagen-Hersteller wird für die Fernwartung in der Regel eine Breitband-Verbindung genutzt. Die Anbindung via Satellit an die Service-Kommunikation ist demnach nur für entlegene Standorte oder Orte ohne Breitbandanschluss oder ohne ausreichende Mobilfunkabdeckung vorgesehen. Manche Betreiber würden sich aber auch aus Kostengründen für eine Satelliten-Option entscheiden, hieß es.

(dpa/cwe)
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