Stockholm Steuer-Gerüchte um Ikea-Gründer

Stockholm · Der Gründer des schwedischen Einrichtungsimperiums Ikea, Ingvar Kamprad, kontrolliert das Unternehmen einem Bericht zufolge über eine bisher unbekannte Stiftung – und soll dabei auch Steuern hinterziehen.

Ingvar Kamprad gilt als einer der wohlhabendsten Männer der Welt. An die Spitze der ReichenRankings – in schwedischen Listen soll er sogar Bill Gates hinter sich lassen – hat den heute 84-Jährigen aber nicht nur der weltweite Erfolg seines Einrichtungsimperiums Ikea katapultiert. Offenbar hat ihm auch sein sehr gewinnbringender Umgang mit den Einnahmen geholfen. Ingvar Kamprad, dem Ikea heute längst nicht mehr gehört, soll etwa 100 Milliarden nicht versteuerte Kronen (11,3 Milliarden Euro) in Liechtenstein über eine Stiftung versteckt haben – und den Konzern auf diese Weise immer noch kontrollieren. Das behauptet der schwedische Fernsehsender SVT.

In einem Beitrag des Senders präsentierten Reporter Belege dafür, dass drei Prozent sämtlicher weltweiter Ikea-Einnahmen in die Liechtensteiner Stiftung mit dem Namen "Interogo" fließen – ohne jeglichen Steuerabzug. Nicht einmal die Ikea-Chefetage soll von Kamprads "Schatulle" etwas gewusst haben.

Der Ikea-Gründer hat kurz vor Ausstrahlung der Sendung in einer E-Mail an die schwedische Nachrichtenagentur TT bestätigt, dass die Stiftung "Interogo Foundation" wirklich existiert. Sie gehöre zwar seiner Familie, schreibt er darin. Einfluss auf Ikea werde darüber aber nicht ausgeübt. Die weltweiten Ikea-Warenhäuser gehören demnach der "Ingka Holding", die in Holland registriert ist. Die holländische Holding ist wiederum Teil der Stiftung "Stiching Ingka Foundation", die die Konzerneinkünfte einsammelt. Drei Prozent davon landen in dem Luxemburger Unternehmen "Inter Ikea", das die geschützen Marken-, Konzept- und Produktrechte des Konzerns hält. Von dort werden drei Prozent an einen bislang unbekannten Ort weitergeleitet. Dieser Platz, so schlussfolgern die SVT-Reporter, ist Kamprads persönliche Schatzkiste – in Form der "Interogo Stiftung" im Steuerparadies Liechtenstein.

Kamprad bestätigte zwar die Existenz der Stiftung, die er nach eigenen Angaben schon in Interviews in den 90er Jahren bekanntgegeben hatte. Er bestreitet jedoch, sich an der "Interogo" zu bereichern. Die Einnahmen würden unter anderem zur Verfügung gestellt, um in Finanznot geratene Ikea-Märkte zu unterstützen. Zudem seien die Gewinne bereits auf den jeweiligen Ikea Marktplätzen versteuert worden, so das Fazit aus seinen umständlich formulierten Sätzen. "Eine optimierte Steuerstruktur gibt uns Flexibilität, unsere Mittel benutzen zu können, die bereits auf einem Markt versteuert wurden, um Geschäfte auf anderen Märkten weiterzuentwickeln, ohne Extrabelastungen in Form von Doppelbesteuerungen", heißt es in der Mitteilung.

Für die Reporter bleibt der Vorgang ein klarer Fall von Steuerbetrug. "Ikea tat alles Erdenkliche, um die angesammelten 100 Milliarden Kronen heimlich zu halten", heißt es in der Dokumentation. "Inter Ikea ist das wahre Ikea", sagen die Reporter. Milliardengewinne würden ins Ausland geschafft und zwischen den Niederlanden, Belgien, Luxemburg, der Schweiz, den Jungferninseln und Zypern verteilt, "um keine Steuern zahlen zu müssen."

Ikea eröffnete einen Chatroom, in dem jeder seine Fragen stellen darf, zu der angeblich erfundenen Geschichte. Konsequenzen aus der Ausstrahlung der Reportage schließt der Konzern aus.

(RP)
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