Amersfoort Stadt führt verpflichtend Ehe-Kurse ein

Amersfoort · Der Stadtrat von Amersfoort will so die hohe Scheidungsrate reduzieren.

Der Amersfoorter Stadtteil Vathorst ist das Viertel mit einer der höchsten Scheidungsraten in den Niederlanden. Statistisch geht dort jede zweite Ehe innerhalb von fünf Jahren in die Brüche. Nun beschäftigt sich die Politik mit dem Problem: Der Stadtrat will junge Familien zu einem Ehe-Kurs verpflichten.

"Der Staat ist nicht verantwortlich fürs individuelle Ehe-Glück", sagt Ron van der Spoel von der christlichen Partei "Christen Unie". Er sei jedoch sehr wohl verantwortlich für das Wohl von Kindern. "Eine Scheidung ist für Kinder eine traumatische Erfahrung", sagt van der Spoel, der lange Pfarrer einer evangelischen Kirchengemeinde war und jetzt im Stadtrat sitzt. Er hat den Vorschlag eingebracht und treibt ihn nun voran. Zudem seien Scheidungen ein hoher Kostenfaktor für die Gesamtgesellschaft - zum Beispiel, weil sich von Justiz über Kinderhilfswerke bis zu Arbeitsämtern viele staatliche Einrichtungen damit beschäftigen müssen.

35.000 Ehen wurden laut niederländischem Statistik-Amt CBS im vergangenen Jahr in den Niederlanden geschieden. Die Scheidungsrate sei in Vathorst deshalb so hoch, weil dort die meisten ersten Kinder geboren werden - das sei ein großes Risiko für Partnerschaften. Die Lösung: Paare, die ein Kind erwarten, sollen eine Art Beziehungs-Kursus besuchen. Ein Schwangerschaftsvorbereitungskurs ist bereits verpflichtend. Dabei klärt eine Hebamme über medizinische und körperliche Vorbereitungen auf die Geburt auf. In Zukunft soll der Kursus verlängert und ein Beziehungstherapeut eingeschaltet werden.

Bisher helfe der Staat erst, wenn es zu spät sei, kritisiert van der Spoel. Alleinstehende bekommen zum Beispiel Unterstützung beim Abbau von Schulden. Im Sommer beginnt das Projekt zunächst in zwei Stadtteilen von Amersfoort.

(epd)
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