Hamburg Speziallack soll Wildpinkler abschrecken

Hamburg · Die Interessengemeinschaft St. Pauli e. V. hat eine ungewöhnliche Aktion gestartet. Mithilfe eines besonderen Lacks geht sie gegen Wildpinkler auf der Reeperbahn vor.

Die Reeperbahn ist wahrscheinlich Deutschlands bekannteste Vergnügungsmeile. Doch offensichtlich wissen nicht alle Besucher die Hamburger Institution angemessen zu würdigen. So stellen betrunkene Wildpinkler rund um die Reeperbahn ein so großes Problem dar, dass sich die Interessengemeinschaft St. Pauli e.V. zu ungewöhnlichen Maßnahmen gezwungen sieht.

Einige Wände, die besonders häufig Zielscheibe der Wildpinkler sind, wurden testweise mit einem Speziallack beschichtet. Dieser Lack ist derart beschaffen, dass Urin daran abprallt und zurückspritzt. "Mittlerweile sind viele Wände mit dem Lack versehen", sagt Julia Staron von der Interessengemeinschaft. Aufgrund der positiven Reaktionen sollen weitere folgen. An einigen Fassaden hat man zudem Hinweisschilder mit der Aufschrift "Hier nicht pinkeln" angebracht. Aber nicht an allen - man will den Wildpinklern nicht die Überraschung verderben. Dass mit den St. Paulianern bei dem Thema nicht zu spaßen ist, macht Staron unmissverständlich klar: "Liebe Wildpinkler seid gewarnt: St. Pauli pinkelt ab sofort zurück."

Der in Hamburg verwendete Speziallack "Ultra-Ever Dry" wurde 2012 von der amerikanischen Firma Resource Energy Group entwickelt. Über die genaue Wirkungsweise des Lacks gibt das Unternehmen jedoch nicht viel preis. Nur so viel: Es handelt sich um eine superhydrophobe (wasserabweisende) und oleophobe (ölabweisende) Beschichtung, die alle möglichen Gegenstände vor Verschmutzung schützen und trocken halten soll. In diversen Internetvideos wird unter anderem demonstriert, wie etwa damit versehene weiße Hemden von Öl und Schmutz verschont bleiben oder elektrische Geräte auch unter Wasser weiter funktionieren. Zudem kann es zum Schutz vor unerwünschten Graffitiwerken eingesetzt werden. Allerdings ist das vermeintliche Wundermittel nicht gerade günstig. Eine Fläche von sechs Quadratmetern schlägt mit rund 500 Euro zu Buche, wie Julia Staron bestätigt. Daher werde zurzeit mit dem Hersteller über einen Mengenrabatt verhandelt.

Um vorbildliche Besucher der Reeperbahn zu belohnen, soll zudem die sogenannte "Pinkel-Karte" eingeführt werden, mit der man reguläre Toilettengänge honorieren möchte.

(RP)
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