Frühlingsanfang Sommer für einen Tag

Düsseldorf · Heute um 17.57 Uhr beginnt der Frühling - und es wird richtig warm: Bis zu 22 Grad könnten es in NRW werden. Die Natur ist vier Wochen früher dran als in den Vorjahren. Das führt zu einer frühen Ernte, bringt aber auch Nachteile mit sich.

Hoch "Johannes" sorgt pünktlich zum kalendarischen Frühlingsanfang für blauen Himmel, warme Temperaturen und viel Sonnenschein. Mit ganz viel Glück könnte das Thermometer heute sogar mehr als 22 Grad anzeigen — bei 25 Grad würden die Meteorologen sogar von einem Sommertag sprechen. "Aber es bleibt leider bei diesem einzelnen sehr warmen Tag. Direkt am Freitag bringt eine Kaltfront Regen und Abkühlung", erklärt Jürgen Weiß vom Wetterdienst Meteomedia. Auch das Wochenende soll bei neun bis zwölf Grad ungemütlich bleiben. Es geht dann zwar zum Wochenstart langsam wieder aufwärts, "aber der Frühling ist erst einmal nicht mehr in Sicht", sagt Weiß.

Auch wenn Sonnenanbeter von diesen Prognosen enttäuscht sind, die Gärtner und Landwirte freuen sich über die nassen Aussichten. Seit Wochen warten sie auf Niederschlag. In der ersten Märzhälfte seien erst knapp zehn Prozent des Monatssolls gefallen.

Die Waldbrandgefahr ist groß

Für heute rufen die Meteorologen in weiten Teilen Deutschlands die höchste Warnstufe der Waldbrandgefahr aus. Danach gibt es durch den Regen dann Entspannung. "Es staubt auf den Feldern extrem — diese Trockenheit ist besonders schlecht zu Beginn dieser frühen Vegetationsphase. Es hemmt das Wachstum der Pflanzen enorm", erklärt Bernhard Rüb von der Landwirtschaftskammer. Obwohl die Bauern selten so früh mit der Aussaat der Pflanzen draußen waren wie in diesem Jahr, sind die Bedingungen — trotz Sonnenschein und milden Temperaturen — durch die Trockenheit nicht optimal.

"Im vergangenen Jahr haben die Bauern die beste Getreideernte der vergangenen zwölf Jahre eingefahren — wenn es nicht bald ordentlich und länger regnet, müssen wir uns Sorgen um die Ernte machen", erklärt der Sprecher der Landwirtschaftskammer. Was den Bauern zusätzlich eine frühe Ernte beschert, ist der milde Winter. "Wir sind auf den Feldern mindestens vier Wochen früher dran als sonst. Die Saat, die im Herbst eingepflanzt wurde, macht einen guten Eindruck — wenn das Wetter so weitergeht rechnen wir mit einer frühen Ernte. Aber Frost darf es jetzt nicht mehr geben", erklärt Johannes Funke vom Deutschen Bauernverband.

Winterschläfer sind früher wach

Auch in der Tierwelt stehen die Zeichen ganz auf Frühling: Die Winterschläfer werden einen Monat früher wach, und auch ein Großteil der Zugvögel ist mit reichlich Südwind unter den Flügeln schon wieder nach Deutschland zurückgekehrt. "Dadurch, dass die Natur insgesamt sehr weit ist, finden die Winterschläfer auch genügend Nahrung — viele Bäume und Sträucher stehen schon in voller Blüte, so dass es genug Insekten auch für Fledermäuse gibt", erläutert Birgit Königs vom Naturschutzbund Nordrhein-Westfalen (Nabu). Durch die Bienenvölker, Hummel- und Wespenstämme deutet das jedoch auch auf den Sommer voraus: Das trockene, warme Frühlingswetter mit großem Blütenreichtum in der Natur bietet ideale Bedingungen für die Insekten, "so dass wir es schon Anfang Juli mit vielen Wespen zu tun haben könnten", meint Königs. Mücken hingegen mögen das gerade herrschende Klima gar nicht.

Die einzigen, die noch in ihrem Winterquartier verharren und nicht so recht in Frühlingsstimmung sind, sind die Kröten. "Sie warten noch auf wärmere Nächte. Das bedeutet aber auch, dass alle auf einmal losgehen werden — und wir eine geballte große Krötenwanderung haben werden", sagt Birgit Königs.

(RP)
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