Düsseldorf So wird die Sonnenfinsternis zum Erlebnis

Düsseldorf · Deutschlandweit gibt es kaum noch Spezialbrillen. Auch in NRW sind sie ausverkauft. Wer keine Brille hat, sollte vorsichtig sein.

Sternwarten in der Region
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Foto: Hertgen, Nico

Seit Tagen steht das Telefon im Optikfachgeschäft von Stephan Sommer in Geldern nicht mehr still. "Aus ganz Deutschland kommen Anfragen nach den Schutzbrillen - ein Interessent wollte sogar direkt ins Auto springen und von Stuttgart aus herkommen, als er hörte, dass ich noch welche habe", so der Optiker. 500 Stück hatte der Gelderner bis Dienstag in Reserve und war damit das einzige Geschäft in der Region, das überhaupt noch welche anbieten konnte. Doch auch die sind mittlerweile über den Tresen gegangen, "wir hatten hier einen regelrechten Ansturm", sagt Sommer. Bis zu 50 Euro habe man ihm pro Brille angeboten.

Deutschland bereitet sich auf die Sonnenfinsternis vor, die morgen auch in NRW zu sehen sein wird. Ab 9.38 Uhr schiebt sich der Mond so zwischen Sonne und Erde, dass die Sonne in Deutschland teilweise nicht zu sehen sein wird. Um 11.58 Uhr ist alles vorbei. Zuletzt gab es das in Europa am 4. Januar 2011. Das Wichtigste im Überblick:

Was ist eine Sonnenfinsternis? Dabei schiebt sich der Neumond vor die Sonne und verdunkelt sie. Gegen 10.30 Uhr ist je nachdem, in welcher Stadt man ist, die größte Bedeckung erreicht. Sie beträgt beispielsweise in Flensburg 82 Prozent, in München 68 Prozent. Daher spricht man in diesem Fall von einer partiellen Sonnenfinsternis. Die nächste gibt es schon am 13. September, sie wird aber in Deutschland nicht zu sehen sein - ebenso wie die nächste totale Sonnenfinsternis am 9. März 2016. Eine totale Sonnenfinsternis findet über Europa erst wieder am 12. August 2026 statt, über Deutschland am 3. September 2081.

Wo kann man die Sonnenfinsternis am besten sehen? "Das Ereignis ist grundsätzlich überall bei uns zu sehen", erklärt der Vorsitzende der Vereinigung der Sternfreunde (VdS) in Heppenheim, Otto Guthier. Sein Tipp: Zur nächsten Volkssternwarte gehen, um das Himmelsschauspiel gemeinsam zu erleben und dabei auch noch erklärt zu bekommen. Wichtig ist, dass das Wetter mitspielt. Die Wahrscheinlichkeit, zumindest zeitweise einen Blick auf die Sonnenfinsternis erhaschen zu können, liegt in NRW bei 30 bis 50 Prozent, sagen die Experten des Wetterdienstes Meteogroup. Sehr gut sichtbar ist die Sonnenfinsternis im Südosten - die Wahrscheinlichkeit für einen klaren Himmel liegt bei über 90 Prozent.

Wie schütze ich meine Augen? Auf jeden Fall sollte man eine zertifizierte Sonnenbrille verwenden, erklärt der Ulmer Augenarzt Georg Eckert. Eine normale Sonnenbrille reiche nicht aus. Die Brille müsse genau für dieses Ereignis ausgelegt sein. Wer ohne Schutzbrille in die Sonne blickt, riskiert eine Verbrennung der Netzhaut. "Die Stelle des scharfen Sehens wird dabei beschädigt und das ist größtenteils unwiderruflich", sagt Eckert. Denn durch die Hornhaut des Auges und durch die Augenlinse wird das Licht so stark gebündelt, dass es zu Verbrennungen der schärfsten Stelle des Sehens kommen kann. Kinder sollten besonders vorsichtig sein. "Sie sind ja neugierig und daher könnten sie dazu geneigt sein, sich das Spektakel genauer anzugucken. Davon sollte man sie nach Möglichkeit abhalten", rät der Augenarzt. Menschen mit einer Augenkrankheit sollten auf die Sonnenfinsternis verzichten.

Kann man Schutzbrillen selbst basteln? Im Internet kursieren zahlreiche Anleitungen, wie man sich eine Sonnenfinsternis-Brille selbst basteln kann. Experten raten jedoch dringend davon ab, da die meisten selbstgebastelten Brillen keinen Schutz bieten. Die Gefahr der Erblindung beim ungeschützten Blick Richtung Sonne sei für solche Experimente zu groß. Ebenfalls abgeraten wird von "Hausmittelchen" wie etwa dem Blick auf eine CD oder gar das Benutzen einer alten Brille. Wer keine Schutzbrille bekommen hat, kann sich in den Sternwarten erkundigen, ob vor Ort ausreichend Schutzbrillen für die Besucher vorhanden sind.

(RP)
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