Paris So kunstvoll ist Chanel No. 5

Paris · Eine Ausstellung in Paris widmet sich dem Einfluss der Kunst auf den Parfüm-Klassiker.

Der Flakon fasziniert noch immer: Die schlichte Flasche mit den klaren Linien hat seit 1921 nichts von ihrer gestalteten Kraft verloren. Die Pariser Ausstellung "No. 5 Culture Chanel" zeigt seit gestern im Palais de Tokyo das künstlerische Umfeld, in dem Gabrielle "Coco" Chanel den berühmten Duft auswählte und ihn dann zum ikonischen Symbol des luxuriösen Modelabels werden ließ. Bis zum 5. Juni sind Gemälde, Zeichnungen, Fotografien, Objekte und Bücher aus der Welt der Frau zu sehen, die sich ihr Leben lang "Mademoiselle" nennen ließ.

Der 1921 kreierte Duft zählt bis heute zu den erfolgreichsten Parfüms. Nach unbestätigten Angaben soll mit No. 5 ein Jahresumsatz von etwa 77 Millionen Euro erwirtschaftet werden. Zur Zeit seiner Einführung war es ein "starkes Parfüm". Kurator Jean-Louis Froment sieht in der Pariser Schau einen neuen Abschnitt der Geschichte um Chanel und das Parfüm No. 5. Indem er einen Einblick in die Inspirationen Coco Chanels durch Kunst, Design oder Architektur gebe, erschließe sich die "Kultur dieses Parfüms".

In transparenten Vitrinen zeigen Gemälde, Zeichnungen, Skulpturen und Objekte die Querbezüge zwischen dem Leben der Modedesignerin, Freunden und Künstlern um sie und den prägenden Stil- und Kunstrichtungen der Zeit. Einflüsse von Bauhaus und Dada auf die Strukturen des berühmten Chanel-Flakons werden deutlich. In Arbeiten von Pablo Picasso, Salvador Dalí oder Mondrian sind sehr rasch frühe Parallelen zu Konzepten oder Design zu entdecken. Bei Andy Warhol wird die Kunst direkt Teil der Kampagnen, wenn er in den 1980ern seinen berühmten mehrfarbigen Porträt-Stil mit dem nicht weniger bekannten Flakon umsetzt.

Paris und Chanel locken viel Prominenz: Zur Vernissage ließen sich Sängerin Vanessa Paradis, Filmproduzent Alain Terzian oder die chinesische Künstlerin Yi Zhou von Sterne-Köchin Anne-Sophie Pic verköstigen. Ebenfalls unter den rund 300 geladenen Gästen im Palais de Tokyo: die französische Schauspielerin Audrey Tautou und ihr Kollege Gaspard Ulliel – beide werben aktuell in Kampagnen für Chanel-Düfte.

Das Modehaus habe es verstanden, sagt der international renommierte Berliner Parfümeur Géza Schön, sich als Marke zu etablieren und eines der international führenden Labels zu werden. Stars wie Marilyn Monroe hätten den Duft berühmt gemacht. Später gaben Catherine Deneuve, Nicole Kidman oder aktuell Audrey Tautou und auch Brad Pitt dem Duft ein prominentes Gesicht. "Chanel hat es über lange Zeit verstanden, ein sehr ikonisches Produkt mit Hilfe von internationalen Größen ikonisch zu halten", sagt Géza Schön.

Auch heute gilt die Marke vielen Menschen laut dem Parfüm-Entwickler "als Sinnbild für guten Geschmack". Der Duft wird seiner Ansicht nach aber nur selten getragen. "Chanel No. 5 ist ein nobles Inventar im Badezimmer." Für den anhaltenden Erfolg hat er eine uncharmante Erklärung: "Wenn Vati zwei Tage vor dem Fest noch nichts für Mutti hat, ist Chanel No. 5 immer ein gutes Geschenk."

Die Ausstellung in Paris verzichtet völlig auf die olfaktorische Wirkung des heute vergleichsweise schweren Dufts. Stattdessen legt Kurator Froment den Weg zur Präsentation im Palais de Tokyo durch einen feingliedrigen Garten. Im Pariser Frühling empfangen zarte Blüten mit leichten Duftnoten die Ausstellungsbesucher.

(dpa)
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