London Silberschatz in Schiffswrack

London · Das Vorhaben glich ein wenig der sprichwörtlichen Suche nach der Stecknadel im Heuhaufen. Ein Jahr lang suchte das Schatzsuch-Unternehmen "Odyssey Marine Exploration" aus Tampa im US-Bundesstaat Florida in den Tiefen des Nordatlantiks vor der Küste Irlands nach dem Wrack des britischen Frachters "SS Gairsoppa". Das Schiff war dort mit sieben Millionen Unzen Silber an Bord am 17. Februar 1941 durch einen vom deutschen U-Boot "U101" abgefeuerten Torpedo versenkt worden. Damals waren die 240 Tonnen Edelmetall 600 000 Pfund wert, heute wird die Silber-Fracht auf 170 Millionen Euro geschätzt.

Nun meldeten die Schatzsucher aus den USA: Die "SS Gairsoppa" ist etwa 470 Kilometer vor der irischen Küste in einer Tiefe von 4700 Metern geortet worden. Mit zwei Schiffen, der unternehmenseigenen "Odyssey Explorer" und dem für die Suche gecharterten russischen "Yuzhmorgelogiya", hatten die Amerikaner nach dem Wrack gesucht. Dank eines Spezialsonars an Bord des russischen Schiffes gelang es, den versenkten, 125 Meter langen britischen Frachter am Meeresboden zu entdecken. Der Tauchroboter "Zeus" der "Odyssey Explorer" lieferte Filmaufnahmen von dem Wrack in 4700 Meter Tiefe. Zwar zeigten die Aufnahmen keine Silberbarren. Dennoch zweifelt Greg Stemm, Chef von Odyssey Marine Exploration, nicht daran, dass seinem Unternehmen der bislang wertvollste Edelmetallfund in einem Schiffwrack gelungen ist. Die "SS Gairsoppa" sei eindeutig anhand ihrer Lackierung, des Ankers und der Zahl der Luken identifiziert worden, hieß es. Im nächsten Frühjahr, wenn keine Winterstürme mehr auf dem Nordatlantik toben, soll mit der Bergung des Silberschatzes begonnen werden.

Es wäre nicht die erste erfolgreiche Schatzsuche der "Odyssey Marine Exploration". 2003 barg das Unternehmen den Schaufelraddampfer "SS Republic" vor der Küste von Georgia (USA) mit Goldmünzen im Wert von mehr als 75 Millionen Dollar an Bord. 2007 hoben die Amerikaner aus dem spanischen Kriegsschiff "Nuestra Senora de las Mercedes", das 1804 von der britischen Marine versenkt worden war, einen 17 Tonnen schweren Goldschatz. Doch erst vergangene Woche entschied ein US-Gericht: Das Gold muss Spanien übergeben werden. Diese Gefahr droht den US-Schatzsuchern im Fall des Silberschatzes nicht. Ein Vertrag mit Großbritannien regelt, dass "Odyssey Marine Exploration" 80 Prozent, die Briten 20 Prozent des Edelmetalls bekommen.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort