Unternehmer Fabian Thylmann in U-Haft Sie nennen ihn den "Porno-König"

Aachen · Er regiert über ein Reich von Sex-Seiten im Internet und erwirtschaftet in jedem Jahr einen riesigen Umsatz. Für den Branchen-Riesen "Playboy" leitet er mehrere TV-Sender. Jetzt soll dem Deutschen Fabian Thylmann wegen Steuerhinterziehung der Prozess gemacht werden.

 Fabian Thylmanns Profil im Karrierenetzwerk Xing. Unter "Ich biete" steht: Affiliate Marketing, Entertainment, Investments, Joint-Ventures, Payment Platforms, Traffic.

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Foto: Xing, Screenshot

Die Falle der Polizei schnappte in Belgien zu. Wie die Kölner Staatsanwaltschaft inzwischen bestätigte, sitzt der 34-Jährige in Auslieferungshaft. Einzelheiten geben die Ermittler mit Hinweis auf das Steuergeheimnis nicht bekannt.

Bereits vor einer Woche sollen mehrere Dutzend Beamte der Steuerfahndung und der Polizei die Büroräume eines Hamburger Ablegers der internationalen Firmengruppe Manwin durchsucht haben. Thylmann wies die Vorwürfe in einem Gespräch mit "FTD" bereits zurück. Seine Unternehmen seien "steueroptimiert aufgebaut". Dies als Steuerhinterziehung zu werden, sei jedoch falsch.

Ein eng gespanntes Netz

Thylmann, der ursprünglich aus Aachen kommt, gelang es in den vergangenen Jahren ein regelrechtes Webseiten-Imperium aufzubauen. Die vielleicht bekannteste Seite ist YouPorn, auf der kostenlose Sexfilmchen online abrufbar sind. Bei einem erheblichen Teil dieser Filme soll es sich um Raubkopien handeln. Auch wenn Seiten wie diese kostenlos sind, verdienen Betreiber mit Werbung und Weiterleitungen auf Bezahlseiten viel Geld.

Darüber hinaus gelang es Thylmann, mehrere kostenpflichtige Webcamseiten erfolgreich im Netz zu platzieren, die eindeutige Namen wie "MyDirtyHobby" oder "Privatamateure" haben. Für den "Playboy"-Konzern betreibt Thylmann in mehreren Ländern Online-Auftritte und TV-Sender.

900 Mitarbeiter in mehreren Ländern

Seine Aktivitäten bündelt Thylmann unter der Sex-Holding Manwin mit Sitz in Luxemburg. Dort und an seinen internationalen Standorten in Los Angeles, Montreal, London, Nikosia und Hamburg beschäftigt er rund 900 Mitarbeiter. Es sind diese Dimensionen, die Thylmann den Beinamen "Porno-König" einbrachten.

Dass nur ein Bruchteil der einsamen Surfer sich tatsächlich bei einer Bezahl-Seite anmeldet, ändert nichts an der Tatsache, dass Manwin-Umsatz gigantisch ist. "Auf unseren Seiten haben wir monatlich etwa 300 Millionen User", sagte Thylmann vor kurzem der "Financial Times Deutschland". "Etwa jeder tausendste Besucher greift auf Bezahlinhalte zurück. Das ist nicht viel, aber es kommt was dabei rum", so Thylmann weiter.

Branchenkenner schätzen den Umsatz auf 50 Millionen Euro. Das System von vernetzten und kostenlosen und kostenlosenpflichtigen Seiten funktioniert seit vielen Jahren. Thylmann gilt als einer der ersten, dieses System für sich zu nutzen wusste.

Sex-Unternehmer wie Thylmann haben sich mit ihrer Erfolgsgeschichte viele Feinde in der Branche gemacht. Dies hängt vor allem damit zusammen, dass der Großteil der kostenlosen Videoseiten Verstöße gegen das Urheberrecht billigend in Kauf nimmt.

Den ein oder anderen Erotik-Unternehmer dürfte die Nachricht der Festnahme als durchaus freuen. Ob an dem Verdacht der Steuerhinterziehung wirklich etwas dran ist, ist indes noch völlig offen.

(csi)
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