Leichen auf die Straße geworfen / Schädel zertrümmert Sechs Immigranten in Italien im Lkw erstickt

Foggia/Athen/Lahnstein (dpa). Vier Monate nach dem tragischen Erstickungsstod von 58 Chinesen in Dover sind jetzt auch in Süditalien sechs illegale Einwanderer in einem Lastwagen erstickt. Die Leichen wurden von den Kriminellen auf die Straße geworfen. Wie das italienische Fernsehen berichtete, gingen die Schleuser mit unglaublicher Gewalt vor: Ein Mann sei von einem Lastwagen überrollt und dabei sein Schädel zertrümmert worden.

Die Opfer trugen keine Dokumente bei sich. Vermutlich waren es Kurden, die mit einer Fähre aus Griechenland nach Apulien kamen. Die Leichen fand ein Autofahrer am Mittwochmorgen zufällig am Straßenrand nahe der Stadt Foggia.

Das Verbrechen ruft Erinnerungen an die Flüchtlingstragödie im britischen Dover wach: Dort waren 58 Chinesen qualvoll in einem Gefriercontainer eines holländischen Gemüsetransporters erstickt. Der Zoll entdeckte sie rein zufällig bei einer Routinekontrolle.

Das Geschäft mit dem Menschenschmuggel nannte die parlamentarische Staatssekretärin im Bundesinnenministerium, Cornelie Sonntag-Wolgast (SPD) am Mittwoch ein "besonders abscheuliches Verbrechen". Etwa eine halbe Million Menschen würden jedes Jahr illegal in die Europäische Union (EU) geschleust, sagte sie in Lahnstein in Rheinland-Pfalz. Die Schlepper handelten aus reiner Profitgier und nähmen den Tod der Menschen billigend in Kauf. Rund 17,6 Milliarden Mark setze das Organisierte Verbrechen jährlich mit dem Menschenhandel um.

Die italienischen Fahnder gehen davon aus, dass die auf dem Transport erstickten Kurden in einem Lastwagen mit einer Baumwoll- Ladung eingeschmuggelt. An den Leichen waren Baumwollreste entdeckt worden. Jetzt wollen die Behörden in Süditalien alle Lkw überprüfen, die in der letzten Zeit Baumwolle transportiert hatten.

Auch aus Griechenland kamen neue Hinweise auf den florierenden Menschenschmuggel: Die dortige Küstenwache nahm in der Nacht zum Mittwoch 74 illegale Einwanderer fest. Unter anderem entdeckten die Behörden eine Gruppe von 61 Immigranten in der westgriechischen Hafenstadt Igoumenitsa am Ionischen Meer. Die Flüchtlinge stammten aus Irak, Iran, Indien und Sri Lanka.

Sie waren auf einem Lastwagen versteckt und sollten von dort mit einer Fähre ebenfalls nach Italien verladen werden. Der griechische Fahrer wurde festgenommen. Er habe von jedem Einwanderer 1 500 Dollar für die Überfahrt kassiert, berichtete der griechische Rundfunk.

Italien gilt seit Jahren als Drehscheibe der illegalen Zuwanderung nach Europa. Allein seit Jahresbeginn kamen mehr als 20 000 Menschen heimlich über die Adria und das Ionische Meer ins Land. Die italienische Regierung fordert seit längerem, auch deutsche Polizisten sollten an der "europäischen Außengrenze" in Süditalien Dienst tun. Schon zum Jahresende soll ein erster Trupp deutscher Polizisten als "Hospitanten" an die Adria kommen.

(RPO Archiv)
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