Chronik der Flucht Schmökel hielt Polizei 13 Tage in Atem

Berlin (dpa). Die Flucht des geistesgestörten Sexualstraftäters Frank Schmökel hat die Polizei seit dem 25. Oktober in Atem gehalten. Sie löste zudem eine heftige politische Debatte über den Umgang mit Gewalttätern im Strafvollzug aus.

Stationen der Flucht:

25. Oktober: Schmökel nutzt während eines Besuchs bei seiner Mutter in Strausberg nahe Berlin die Zigarettenpause von zwei Pflegern zur Flucht. Er sticht einen Bewacher nieder und verletzt die Mutter sowie einen weiteren Pfleger.

26. Oktober: Der Opferverband "Weisser Ring" wirft den Behörden mangelnde Sorgfalt vor. Die Polizei setzt Zielfahnder ein.

27. Oktober: Brandenburgs Sozialminister Alwin Ziel (SPD) beruft eine Expertenkommission ein, die sich mit möglichen Konsequenzen des Vorfalls beschäftigen soll. In Strausberg und Umgebung werden rund 2.000 Flugblätter mit einem Fahndungsfoto von Schmökel verteilt. Auf diesen Raum konzentriert sich tagelang die Fahndung.

28. Oktober: CDU und CSU fordern einen besseren Schutz der Öffentlichkeit vor Gewalttätern. Ziel bestreitet Versäumnisse.

29. Oktober: Ziel suspendiert die beiden Pfleger, gegen die wegen Pflichtverletzungen ermittelt wird.

01. November: Die Fahndung wird intensiviert, die für Hinweise auf Schmökel ausgesetzte Belohnung von 5 000 auf 50 000 Mark erhöht. Von Schmökel während seiner Flucht geschriebene Briefe tauchen auf.

02. November: In einer Bungalowsiedlung in Strausberg bei Berlin wird ein 60-jähriger Mann ermordet aufgefunden. Schmökel gesteht einem Psychologen telefonisch die Tat und gibt an, dass er sich im Raum Nisky bei Görlitz/Sachsen aufhalte. Der 38-Jährige ist jetzt mit dem grünen Pkw Hyundai seines Opfers auf der Flucht.

03. November: Brandenburgs Sozialstaatssekretär Herwig Schirmer (62) übernimmt mit seinem Rücktritt die politische Verantwortung für Schmökels Flucht. Die Suche nach Schmökel wird international ausgeweitet.

04. November: Am Nachmittag findet die Polizei das verlassene Fluchtauto des Gewaltverbrechers in Großdubrau bei Bautzen/Ostsachsen. Der Aufenthaltsort des Sexualtäters ist aber weiterhin unbekannt.

05. November: In einem Waldstück bei Großdubrau nahe Bautzen finden Beamte das verlassene Fluchtauto Schmökels sowie ein Schlaflager des Mordverdächtigen. Zurückgelassen hat er unter anderem ein Fluchttagebuch, Luftgewehr, vier Messer, einen Schlafsack und eine geöffnete Flasche Alkohol.

06. November: Die Polizei entdeckt eine frische Feuerstelle und wertet dies als Indiz dafür, dass sich der Sexualstraftäter immer noch nahe der polnischen Grenze im Landkreis Bautzen versteckt hält. Brandenburgs Ministerpräsident Manfred Stolpe (SPD) sagt, die Ermittler hätten "ziemlich gesicherte Informationen" über den Aufenthaltsort Schmökels.

07. November: Nach 13 Tagen auf der Flucht wird Deutschlands meistgesuchter Schwerverbrecher in der Nähe von Bautzen festgenommen.

(RPO Archiv)
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