Hygienemangel und falsche medizinische Behandlung Schlamperei fordert jährlich 25.000 Tote
Marburg/Düsseldorf (dpa). Durch Hygienemangel und falsche medizinische Behandlung sterben nach Einschätzung von Experten jährlich rund 25.000 Menschen in Deutschland. "Unser Medizinbetrieb ist für die Kranken sehr riskant", sagte Christian Zimmermann, Präsident des Allgemeinen Patienten-Verbands.
Der Marburger Verband stützt sich nach eigenen Angaben auf verschiedene aktuelle Erhebungen. Regelmäßig würden auch neue Behandlungsmethoden und Medikamente ohne das Wissen der Patienten ausprobiert. In Düsseldorf haben zwei Mediziner rund 1.300 Patienten an den Augen operiert und sollen dabei im Rahmen einer klinischen Studie teilweise auf den Einsatz von Antibiotika verzichtet haben.
"Meist hat der Patient nicht mal einen Verdacht", sagte Zimmermann. Die Zahl klinischer Studien geht nach Angaben des Experten in die Tausende. "Die Dunkelziffer von Studien ohne Information der Patienten ist gewaltig". Von der Durchführung von Studien im Auftrag der Pharmaindustrie würden Mediziner finanziell stark profitieren. "Außerdem dienen die Veröffentlichung von Ergebnissen der Karriere", sagte Zimmermann.
Studien seien zwar sinnvoll, meint der Verbandschef. Die Ärzte müssten die Betroffenen jedoch umfangreich informieren. Außerdem müsse eine neues Verfahren mehr Erfolg versprechen, als die Standardmethoden. "Der Patient muss dann selbst entscheiden können", sagte Zimmermann. Andernfalls mache sich der Arzt der Körperverletzung schuldig.
Auch über gängige Eingriffe würden Patienten viel zu wenig informiert. Den Kranken riet der Experte, vollständige Aufklärung von den behandelnden Ärzten offensiv einzufordern. "Man sollte sich alle Fragen aufschreiben", sagte Zimmermann. Laut Gesetz seien Ärzte zumindest bei größeren Eingriffen zu einem halbstündigen Informationsgespräch verpflichtet.